Theologie als Sprachgymnastik
Verfasst: Samstag 18. Dezember 2021, 10:57
Ein Politiker wird von einem anderen Politiker gefragt, was er denn in seiner letzten Rede gesagt habe. „Ach eigentlich nichts Besonderes“ entgegnet dieser. „Das weiß ich doch“ meint der erste, „aber wie haben sie es formuliert?“
Jede Religion muss die Überlegenheit ihrer eigenen Offenbarung behaupten. Doch den Theologen kommt die undankbare Aufgabe zu, sie auch noch zu belegen.
Wie spricht man über etwas, das es gar nicht gibt?
Dies geht nicht ohne Unaufrichtigkeiten, das Verschanzen hinter Bibelversen oder die Strategie der sprachlichen Vernebelung, der Flucht ins theologische Geschwurbel.
Der Theologe Eilert Herms kann dies sehr schön:
„Als Offenbarung bezeichnen wir umgangssprachlich (sic!) …. Das Zustandekommen des Wirklichkeitsbezuges von welthaftem Personsein, wie es sich in all denjenigen Erschließungsvorgängen vollzieht, in die sich Personen schlechthin einbezogen erleben. Als religiöse Offenbarung bezeichnen wir diejenigen - ebenfalls rein passiv erlebten – Erschließungsvorgänge, in denen eben der Sachverhalt dieses schlechthin passiven Zustandekommens des Spielraums menschlicher Handlungsmöglichkeiten…... selbst erschlossen wird und in denen somit der spezifische Sach- und Wirklichkeitsbezug einer religiösen Gestalt menschlichen Lebens zustande kommt. Als religiöse Offenbarung bezeichnen wir also eine Klasse von Erschließungsvorgängen, die……durch einen ganz spezifischen Inhalt ausgezeichnet sind (nämlich: die passive Teilhabe menschlicher Macht an der überlegenen Ursprungsmacht).“
Sprachliche Vernebelung kommt in der Theologie gerne im Gewand von Definitionen daher. Wenn man schon nichts Greifbares vorzeigen kann, möchte man wenigstens niveauvoll darüber reden. Und der Gegenstand selbst, wie fragwürdig er auch an sich sein mag, wird dadurch aufgewertet. Obige Definition will ja möglichst allgemein sein und nicht nur vom Christentum reden.
Grotesk wird es, wenn man sie liest und dabei an die bei den Maya beliebte Sitte denkt, den Göttern Menschenopfer in großer Zahl darzubringen.
Versuchen Sie es mal!
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Aus: „Der Dogmenwahn“ von Heinz-Werner Kubitza, S. 61/62
Jede Religion muss die Überlegenheit ihrer eigenen Offenbarung behaupten. Doch den Theologen kommt die undankbare Aufgabe zu, sie auch noch zu belegen.
Wie spricht man über etwas, das es gar nicht gibt?
Dies geht nicht ohne Unaufrichtigkeiten, das Verschanzen hinter Bibelversen oder die Strategie der sprachlichen Vernebelung, der Flucht ins theologische Geschwurbel.
Der Theologe Eilert Herms kann dies sehr schön:
„Als Offenbarung bezeichnen wir umgangssprachlich (sic!) …. Das Zustandekommen des Wirklichkeitsbezuges von welthaftem Personsein, wie es sich in all denjenigen Erschließungsvorgängen vollzieht, in die sich Personen schlechthin einbezogen erleben. Als religiöse Offenbarung bezeichnen wir diejenigen - ebenfalls rein passiv erlebten – Erschließungsvorgänge, in denen eben der Sachverhalt dieses schlechthin passiven Zustandekommens des Spielraums menschlicher Handlungsmöglichkeiten…... selbst erschlossen wird und in denen somit der spezifische Sach- und Wirklichkeitsbezug einer religiösen Gestalt menschlichen Lebens zustande kommt. Als religiöse Offenbarung bezeichnen wir also eine Klasse von Erschließungsvorgängen, die……durch einen ganz spezifischen Inhalt ausgezeichnet sind (nämlich: die passive Teilhabe menschlicher Macht an der überlegenen Ursprungsmacht).“
Sprachliche Vernebelung kommt in der Theologie gerne im Gewand von Definitionen daher. Wenn man schon nichts Greifbares vorzeigen kann, möchte man wenigstens niveauvoll darüber reden. Und der Gegenstand selbst, wie fragwürdig er auch an sich sein mag, wird dadurch aufgewertet. Obige Definition will ja möglichst allgemein sein und nicht nur vom Christentum reden.
Grotesk wird es, wenn man sie liest und dabei an die bei den Maya beliebte Sitte denkt, den Göttern Menschenopfer in großer Zahl darzubringen.
Versuchen Sie es mal!
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Aus: „Der Dogmenwahn“ von Heinz-Werner Kubitza, S. 61/62