Interpretation der Bibel
Verfasst: Montag 13. April 2020, 17:06
Will man über die Interpretation der Bibel sprechen, muss man auch über ihre Entstehung und über die Reformation reden. Ich versuche es ganz kurz.
Zur Geschichte:
Zu Anfang war die „Bibel“ der Christen die Septuaginta, eine jüdische Übersetzung des sogenannten „Alten Testamentes“ ins Griechische. Das „Alte Testament“ war ja auch die „Bibel“ Jesu.
Mit der Loslösung vom Judentum war das nicht mehr selbstverständlich. Inzwischen kursierten auch zahlreiche Schriften über Jesus…
Kurz: Innerhalb der Kirche entstand schließlich die Bibel mit Altem und Neuem Testament.
Eine Heilige Schrift von einer Gemeinschaft, innerhalb der Gemeinschaft und einem Interpretationsschlüssel durch die Gemeinschaft (Tradition).
Reformation – ein historischer Streit, Eck gegen Luther.
Eck:
-> Es handelt sich damit, um einen grundlegenden Wechsel des Fokus.
Ist der „alte Schlüssel“ der Deutung weg, stellt sich die Frage, wie ist die Bibel zu deuten und was bedeutet, dass sie von Gott inspiriert ist?
Wurde die Bibel quasi von Gott diktiert (Verbalinspiration) oder wurden die Schreiber der Texte als Person (Personalinspiration) inspiriert und schrieben die Texte entsprechend ihres geistigen Vermögens…?
Über die verschiedenen Inspirationsmodelle und Lesearten der Schrift lässt sich im Internet eine Menge finden. – Die Vorstellungen sind alles andere als einheitlich.
Holuwir meint:
In der Praxis treten beide Positionen häufig eher vermischt auf.
Zum Beispiel, Zeugen Jehovas sehen in Adam und Eva historische Personen und in den Texten eine zeitlose Offenbarung Gottes über die Entstehung der Welt. Oder irre ich mich?
Bei anderen Texten ist es ähnlich. Abraham wird als historische Person betrachtet.
Jesus ist eine historische Person.
Was sagt die Katholische Kirche?
Dazu verlinke ich zu einem Text der Päpstlichen Bibelkommission Die Interpretation der Bibel in der Kirche
Der Text spricht Probleme der heutigen Bibelauslegung an.
Zur historisch-kritischen Methode steht dort u.a.:
Und schließlich:
Zum biblischen Fundamentalismus schreibst die Päpstliche Biblekommission weiter u.a.:
Man muss sich jedoch der Grenzen dieser Methoden bewusst sein.
Habe ich bei der Untersuchung der biblischen Texte auf den Gottesbezug verzichtet, was eine bewusste methodische Entscheidung im Voraus ist, dann kann ich dies nicht als Ergebnis meiner Forschung präsentieren.
Ebenso ist es bei der naturwissenschaftlichen Erforschung der Natur. Habe ich bei der Untersuchung der Natur auf den Gottesbezug verzichtet, was eine bewusste methodische Entscheidung im Voraus ist, dann kann ich dies nicht als Ergebnis meiner Forschung präsentieren.
Behalte ich, die Grenzen der Methode im Blick, dann weiß ich, dass sowohl nach der historisch-kritischen Bibelanalyse als auch nach der naturwissenschaftlichen Naturbetrachtung, die gläubige Interpretation der Forschungsergebnisse / die Erweiterung des Fokus erfolgen muss.
Gelingt das nicht, dann liegt das nicht an der wissenschaftlichen Methode und ist schon gar nicht deren Ergebnis. – So eine wissenschaftliche Methode ist wie ein hervorragender Werkzeugkasten. Kommt nichts Vernünftiges dabei heraus, dann liegt es nicht an der Methode, sondern am Handwerker.
Zur Geschichte:
Zu Anfang war die „Bibel“ der Christen die Septuaginta, eine jüdische Übersetzung des sogenannten „Alten Testamentes“ ins Griechische. Das „Alte Testament“ war ja auch die „Bibel“ Jesu.
Mit der Loslösung vom Judentum war das nicht mehr selbstverständlich. Inzwischen kursierten auch zahlreiche Schriften über Jesus…
Kurz: Innerhalb der Kirche entstand schließlich die Bibel mit Altem und Neuem Testament.
Eine Heilige Schrift von einer Gemeinschaft, innerhalb der Gemeinschaft und einem Interpretationsschlüssel durch die Gemeinschaft (Tradition).
Reformation – ein historischer Streit, Eck gegen Luther.
Eck:
Luther:Für Eck bildeten die Schrift und die Auslegung der Schrift durch die Kirche eine innere Einheit. Schrift und Tradition gehörten für ihn untrennbar zusammen. Eck sah sich als Verteidiger dieses Konsenses und daher als rechten Ausleger der Schrift.
https://www.die-tagespost.de/kirche-akt ... 312,199213
Die Schrift wurde zur einzigen Richtschnur des Glaubens. Das „sola scriptura“-Prinzip wurde faktisch also bereits in Leipzig aufgestellt, auch wenn es erst von Philipp Melanchthon wenig später ausdrücklich hervorgehoben wurde. https://www.die-tagespost.de/kirche-akt ... 312,199213
Damit war die Bibel nicht mehr die Schrift der Kirche, sondern wurde über die Kirche gestellt.Der Ausdruck sola scriptura (lateinisch für „allein durch die Schrift“) bezeichnet einen theologischen Grundsatz der Reformation und der reformatorischen Theologie, nach dem die Heilsbotschaft hinreichend durch die Bibel vermittelt wird und keiner Ergänzung durch kirchliche Überlieferungen bedarf. https://de.wikipedia.org/wiki/Sola_scriptura
-> Es handelt sich damit, um einen grundlegenden Wechsel des Fokus.
Ist der „alte Schlüssel“ der Deutung weg, stellt sich die Frage, wie ist die Bibel zu deuten und was bedeutet, dass sie von Gott inspiriert ist?
Wurde die Bibel quasi von Gott diktiert (Verbalinspiration) oder wurden die Schreiber der Texte als Person (Personalinspiration) inspiriert und schrieben die Texte entsprechend ihres geistigen Vermögens…?
Über die verschiedenen Inspirationsmodelle und Lesearten der Schrift lässt sich im Internet eine Menge finden. – Die Vorstellungen sind alles andere als einheitlich.
Holuwir meint:
Holuwir, Du makierst zwei Extrempositionen und hast dabei die ersten Texte der Genesis im Blick.Holuwir hat geschrieben: Sonntag 12. April 2020, 21:06 Für eine Interpretation der biblischen Schöpfungsgeschichte kommen nur zwei Möglichkeiten in Betracht. Entweder man interpretiert sie als eine Darstellung des damaligen Weltbildes ohne göttlichen Bezug oder als eine zeitlose Offenbarung Gottes über die Entstehung der Welt und des Lebens. Mit ersterem verliert man jegliche daraus abzuleitende Rechtfertigung des Gottesglaubens. Mit letzterem gerät man in Widerspruch zu den mittlerweile gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
In der Praxis treten beide Positionen häufig eher vermischt auf.
Zum Beispiel, Zeugen Jehovas sehen in Adam und Eva historische Personen und in den Texten eine zeitlose Offenbarung Gottes über die Entstehung der Welt. Oder irre ich mich?
Bei anderen Texten ist es ähnlich. Abraham wird als historische Person betrachtet.
Jesus ist eine historische Person.
Was sagt die Katholische Kirche?
Dazu verlinke ich zu einem Text der Päpstlichen Bibelkommission Die Interpretation der Bibel in der Kirche
Der Text spricht Probleme der heutigen Bibelauslegung an.
Zur historisch-kritischen Methode steht dort u.a.:
Die historisch-kritische Methode ist die unerläßliche Methode für die wissenschaftliche Erforschung des Sinnes alter Texte. Da die Heilige Schrift, als „Wort Gottes in menschlicher Sprache“, in all ihren Teilen und Quellen von menschlichen Autoren verfaßt wurde, läßt ihr echtes Verständnis diese Methode nicht nur als legitim zu, sondern es erfordert auch ihre Anwendung.
http://www.vatican.va/roman_curia/congr ... ne_ge.html
Es werden weiterte anderer Zugänge zur Bibel genannt.Keine wissenschaftliche Methode der Erforschung der Bibel kann dem Reichtum der biblischen Texte ganz gerecht werden. So kann auch die historisch-kritische Methode nicht den Anspruch erheben, allem zu genügen. Sie läßt unweigerlich zahlreiche Aspekte der Texte, die sie erforscht, im dunkeln. Es ist deshalb nicht erstaunlich, daß heute auch andere Methoden und Zugänge vorgeschlagen werden, um den einen oder andern wichtigen Aspekt eines Textes tiefer zu erfassen. http://www.vatican.va/roman_curia/congr ... ne_ge.html
Und schließlich:
Holuwir, ich vermute, Du hattest diese beiden Bibelauslegungen im Blick, als Du den Text (siehe obiges Zitat) formuliertest. Stimmt’s?F. Der fundamentalistische Umgang mit der Heiligen Schrift
Die fundamentalistische Verwendung der Bibel geht davon aus, daß die Heilige Schrift – das inspirierte Wort Gottes und frei von jeglichem Irrtum – wortwörtlich gilt und bis in alle Einzelheiten wortwörtlich interpretiert werden muß. Mit solcher „wortwörtlicher Interpretation“ meint sie eine unmittelbare buchstäbliche Auslegung, d.h. eine Interpretation, die jede Bemühung, die Bibel in ihrem geschichtlichen Wachstum und in ihrer Entwicklung zu verstehen, von vorneherein ausschließt. Eine solche Art, die Bibel zu lesen, steht im Gegensatz zur historisch-kritischen Methode, aber auch zu jeder anderen wissenschaftlichen Interpretationsmethode der Heiligen Schrift. http://www.vatican.va/roman_curia/congr ... ne_ge.html
Zum biblischen Fundamentalismus schreibst die Päpstliche Biblekommission weiter u.a.:
Ich bin der Meinung, die wissenschaftliche Bibelauslegung (die historisch-kritische Methode) ist ebenso unverzichtbar wie die naturwissenschaftliche Erforschung der Natur. – Obwohl bei beiden der „göttliche Bezug“ fehlt.Obschon der Fundamentalismus mit Recht auf der göttlichen Inspiration der Bibel, der Irrtumslosigkeit des Wortes Gottes und den anderen biblischen Wahrheiten insistiert, die in den fünf genannten Grundsätzen enthalten sind, so wurzelt seine Art, diese Wahrheiten darzulegen, doch in einer Ideologie, die nicht biblisch ist, mögen ihre Vertreter auch noch so sehr das Gegenteil behaupten. Denn diese verlangt ein totales Einverständnis mit starren doktrinären Haltungen und fordert als einzige Quelle der Lehre im Hinblick auf das christliche Leben und Heil eine Lektüre der Bibel, die jegliches kritisches Fragen und Forschen ablehnt.
Das Grundproblem dieses fundamentalistischen Umgangs mit der Heiligen Schrift besteht darin, daß er den geschichtlichen Charakter der biblischen Offenbarung ablehnt und daher unfähig wird, die Wahrheit der Menschwerdung selbst voll anzunehmen. Für den Fundamentalismus ist die enge Verbindung zwischen Göttlichem und Menschlichem in der Beziehung zu Gott ein Ärgernis. Er weigert sich zuzugeben, daß das inspirierte Wort Gottes in menschlicher Sprache ausgedrückt und unter göttlicher Inspiration von menschlichen Autoren niedergeschrieben wurde, deren Fähigkeiten und Mittel beschränkt waren. Er hat deshalb die Tendenz, den biblischen Text so zu behandeln, als ob er vom Heiligen Geist wortwörtlich diktiert worden wäre. Er sieht nicht, daß das Wort Gottes in einer Sprache und in einem Stil formuliert worden ist, die durch die jeweilige Epoche der Texte bedingt sind. Er schenkt den literarischen Gattungen und der menschlichen Denkart, wie sie in den biblischen Texten vorliegen, keinerlei Beachtung, obschon sie Frucht einer sich über mehrere Zeitepochen erstreckenden Erarbeitung sind und Spuren ganz verschiedener historischer Situationen tragen. http://www.vatican.va/roman_curia/congr ... ne_ge.html
Man muss sich jedoch der Grenzen dieser Methoden bewusst sein.
Habe ich bei der Untersuchung der biblischen Texte auf den Gottesbezug verzichtet, was eine bewusste methodische Entscheidung im Voraus ist, dann kann ich dies nicht als Ergebnis meiner Forschung präsentieren.
Ebenso ist es bei der naturwissenschaftlichen Erforschung der Natur. Habe ich bei der Untersuchung der Natur auf den Gottesbezug verzichtet, was eine bewusste methodische Entscheidung im Voraus ist, dann kann ich dies nicht als Ergebnis meiner Forschung präsentieren.
Eben nicht!Holuwir hat geschrieben: Sonntag 12. April 2020, 21:06 Mit ersterem verliert man jegliche daraus abzuleitende Rechtfertigung des Gottesglaubens.
Behalte ich, die Grenzen der Methode im Blick, dann weiß ich, dass sowohl nach der historisch-kritischen Bibelanalyse als auch nach der naturwissenschaftlichen Naturbetrachtung, die gläubige Interpretation der Forschungsergebnisse / die Erweiterung des Fokus erfolgen muss.
Gelingt das nicht, dann liegt das nicht an der wissenschaftlichen Methode und ist schon gar nicht deren Ergebnis. – So eine wissenschaftliche Methode ist wie ein hervorragender Werkzeugkasten. Kommt nichts Vernünftiges dabei heraus, dann liegt es nicht an der Methode, sondern am Handwerker.