Inhaftierung für 8 Tage zur "Unterbindung" (SZ Magazin)
Verfasst: Montag 11. Januar 2010, 16:26
Im "Süddeutsche Zeitung Magazin" vom 18.12.2009 wird unter dem Titel
"Achtung, Achtung! In einem Klima der Angst ist jeder verdächtig."
Das merkte ein marokkanischer Student, der während des Oktoberfestes inhaftiert wurde - ohne Tatverdacht" in einem sehr lesenswerten Artikel über den ersten Fall der Anwendung von Artikel 17 des Polizeiaufgabengesetzes zur Terrorbekämpfung berichtet. Dies ist der Artikel zum "Unterbindungsgewahrsam" und wurde im geschilderten Fall dazu benutzt, einen Studierenden für acht Tage "vorsorglich" einzusperren - ohne jeglichen Tatverdacht.
der Artikel findet sich hier:
"SZ Magazin, 2009-12-18 - Achtung, Achtung! In einem Klima der Angst ist jeder verdächtig. Das merkte ein marokkanischer Student, der während des Oktoberfestes inhaftiert wurde - ohne Tatverdacht"
<http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/31900>
Mich erinnert das doch sehr an das sog. "90 Tage-Gesetz" aus den Apartheidzeiten Südafrikas, das mit dem Ende dieser umgehend abgeschafft wurde. Während der Apartheid wurden auf Basis dieses Gesetzes "unliebsame" Schwarze ohne richterlichen Beschluß oder begründeten Tatverdacht (einer begangenen Tat) für bis zu 90 Tage (früher wohl mal 60 Tage) inhaftiert. Nicht selten kassierte man die nach 90 Tagen Freigelassenen gleich vor dem Polizeigefängnis wieder ein - für weitere 90 Tage...
Es gibt gute Gründe, warum Südafrika derartige Gesetze abschaffte. Selbst wenn wir unsere aktuelle Regierung für "vertrauenwürdig genug" halten, damit sachgemäß umzugehen, so muß dies schon lange nicht für die einzelne Polizeistation oder irgend eine zukünftige Regierung gelten.
Wir tasten damit einen wesentlichen Fundamentstein unseres Rechtsstaates an - die Unschuldsvermutung, die jeden Bürger solange für unschuldig hält, bis seine Schuld belegt werden kann. Der Rechtsstaat sieht (eigentlich) vor, das bei einem z.B. geklauten Faxgerät in einer Firma mit 100 Mitarbeitern alle Mitarbeiter solange als unschuldig gelten, bis man einem den Diebstahl bewiesen hat. Die "Anti-Terror" Gesetze sehen es andersherum. Alle Mitarbeiter werden schon des Diebstahls verdächtigt, bevor das Faxgerät überhaupt entwendet wurde.
Offenbar sind einige hohe Mitarbeiter der Polizei nder Meinung, man könne tatsächlich - a la "CSI Miami" - massenweise Straftäter ganz einfach mit Maus und Tatstatur "fangen" und die Polizei "benötige" diese neuen Möglichkeiten um überhaupt noch "ordentlich arbeiten" zu können. Schon überlegt man "alle vorhandenen Datenbestände" (bei Behörden, Bund, Ländern und Kommunen) doch "einfach zusammenzulegen". Welche Risiken damit für den Bürger - aus den verschiedensten Richtungen (damit meine ich nicht nur irgendwelche Werbung / Anrufe etc.) - scheint man nicht zu überblicken oder "in Kauf" nehmen zu wollen. Dabei sind auch Polizisten nur Menschen - ein derartiger Datenzugriff an einem PC-Arbeitsplatz bei der Polizei weckt Begehrlichkeiten verschiedensten Coleur. Allein unter streitenden Nachbarn könnte einer von beiden Polizist sein...
Dazu kommt, das bis heute kein Datennetz oder Computerprogramm auch nur annähernd "absolut sicher" ist und auch Anwender wie Dienstleister sind nur menschen. Allein ein einmaliger sicherheitstechnischer Vorfall könnte für alle Bundesbürger extrem kritische Folgen haben. Sind die daten erstmal im Umlauf, bekommt sie niemand mehr zurückgeholt...
In der Realität aber kommt man - da sind sich selbst eine Reihe hoher Polizeivertreter sicher - eh um "ordentliche, klassische Polizeiarbeit" nicht umhin - die zeigte sich bisher durchweg als den neuen Maßnahmen " weit überlegen" im Erfolg - die "Kollateralschäden" angewendeter Maßnahmen gibt es dagegen häufig in Kauf zu nehmen. Die Beispiele häufen sich heute schon enorm...
Den angeblichen "Sicherheitsgewinn" durch solche Gesetze halte nicht nur ich für extrem fraglich. Bisher hat keines der "Anti-Terror"-Gesetze in Europa oder den USA belegbar auch nur eine Straftat verhindern können. Die Einschnitte in unsere Bürgerrechte durch Rasterfahndung, Aufhebung der Unschuldvermutung und ausgedehnte Überwachungsmaßnahmen dagegen sind enorm. Meine Meinung ist, das ich das angeblich "erhöhte" Risiko eines Terroranschlages in Kauf nehmen würde, statt meine und Anderer Freiheitsrechte derart einschränken zu lassen.
"Achtung, Achtung! In einem Klima der Angst ist jeder verdächtig."
Das merkte ein marokkanischer Student, der während des Oktoberfestes inhaftiert wurde - ohne Tatverdacht" in einem sehr lesenswerten Artikel über den ersten Fall der Anwendung von Artikel 17 des Polizeiaufgabengesetzes zur Terrorbekämpfung berichtet. Dies ist der Artikel zum "Unterbindungsgewahrsam" und wurde im geschilderten Fall dazu benutzt, einen Studierenden für acht Tage "vorsorglich" einzusperren - ohne jeglichen Tatverdacht.
der Artikel findet sich hier:
"SZ Magazin, 2009-12-18 - Achtung, Achtung! In einem Klima der Angst ist jeder verdächtig. Das merkte ein marokkanischer Student, der während des Oktoberfestes inhaftiert wurde - ohne Tatverdacht"
<http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/31900>
Mich erinnert das doch sehr an das sog. "90 Tage-Gesetz" aus den Apartheidzeiten Südafrikas, das mit dem Ende dieser umgehend abgeschafft wurde. Während der Apartheid wurden auf Basis dieses Gesetzes "unliebsame" Schwarze ohne richterlichen Beschluß oder begründeten Tatverdacht (einer begangenen Tat) für bis zu 90 Tage (früher wohl mal 60 Tage) inhaftiert. Nicht selten kassierte man die nach 90 Tagen Freigelassenen gleich vor dem Polizeigefängnis wieder ein - für weitere 90 Tage...
Es gibt gute Gründe, warum Südafrika derartige Gesetze abschaffte. Selbst wenn wir unsere aktuelle Regierung für "vertrauenwürdig genug" halten, damit sachgemäß umzugehen, so muß dies schon lange nicht für die einzelne Polizeistation oder irgend eine zukünftige Regierung gelten.
Wir tasten damit einen wesentlichen Fundamentstein unseres Rechtsstaates an - die Unschuldsvermutung, die jeden Bürger solange für unschuldig hält, bis seine Schuld belegt werden kann. Der Rechtsstaat sieht (eigentlich) vor, das bei einem z.B. geklauten Faxgerät in einer Firma mit 100 Mitarbeitern alle Mitarbeiter solange als unschuldig gelten, bis man einem den Diebstahl bewiesen hat. Die "Anti-Terror" Gesetze sehen es andersherum. Alle Mitarbeiter werden schon des Diebstahls verdächtigt, bevor das Faxgerät überhaupt entwendet wurde.
Offenbar sind einige hohe Mitarbeiter der Polizei nder Meinung, man könne tatsächlich - a la "CSI Miami" - massenweise Straftäter ganz einfach mit Maus und Tatstatur "fangen" und die Polizei "benötige" diese neuen Möglichkeiten um überhaupt noch "ordentlich arbeiten" zu können. Schon überlegt man "alle vorhandenen Datenbestände" (bei Behörden, Bund, Ländern und Kommunen) doch "einfach zusammenzulegen". Welche Risiken damit für den Bürger - aus den verschiedensten Richtungen (damit meine ich nicht nur irgendwelche Werbung / Anrufe etc.) - scheint man nicht zu überblicken oder "in Kauf" nehmen zu wollen. Dabei sind auch Polizisten nur Menschen - ein derartiger Datenzugriff an einem PC-Arbeitsplatz bei der Polizei weckt Begehrlichkeiten verschiedensten Coleur. Allein unter streitenden Nachbarn könnte einer von beiden Polizist sein...
Dazu kommt, das bis heute kein Datennetz oder Computerprogramm auch nur annähernd "absolut sicher" ist und auch Anwender wie Dienstleister sind nur menschen. Allein ein einmaliger sicherheitstechnischer Vorfall könnte für alle Bundesbürger extrem kritische Folgen haben. Sind die daten erstmal im Umlauf, bekommt sie niemand mehr zurückgeholt...
In der Realität aber kommt man - da sind sich selbst eine Reihe hoher Polizeivertreter sicher - eh um "ordentliche, klassische Polizeiarbeit" nicht umhin - die zeigte sich bisher durchweg als den neuen Maßnahmen " weit überlegen" im Erfolg - die "Kollateralschäden" angewendeter Maßnahmen gibt es dagegen häufig in Kauf zu nehmen. Die Beispiele häufen sich heute schon enorm...
Den angeblichen "Sicherheitsgewinn" durch solche Gesetze halte nicht nur ich für extrem fraglich. Bisher hat keines der "Anti-Terror"-Gesetze in Europa oder den USA belegbar auch nur eine Straftat verhindern können. Die Einschnitte in unsere Bürgerrechte durch Rasterfahndung, Aufhebung der Unschuldvermutung und ausgedehnte Überwachungsmaßnahmen dagegen sind enorm. Meine Meinung ist, das ich das angeblich "erhöhte" Risiko eines Terroranschlages in Kauf nehmen würde, statt meine und Anderer Freiheitsrechte derart einschränken zu lassen.