Hi Houwir. Ich habe keinen Plan, wo deine Argumentation hingeht. Daher kommentiere ich mal Stück für Stück -- was ich in Foren hasse, weil dabei der rote Faden einer Diskussion völlig zerfasert.
Erinnerung: Was wir diskutieren ist, ob Kausalität als eine der "Erscheinungen dieser Welt [...] mit bekannten Ursache-Wirkungs-Beziehungen [erklärt werden]" kann.
Holuwir hat geschrieben: Donnerstag 22. November 2018, 10:21
Aber diese 4 physikalischen Grundkräfte sind die einzigen wirklichen Ursachen für jedes stattfindende Ereignis und somit der eigentliche Kernpunkt jeglicher Kausalität.
Ich lese das so: Wenn alle makroskopischen Ereignisse und ihre Funktionsbeziehungen ordentlich auf die physikalischen Grundkräfte reduziert sind, dann sind alle Ursachen Kräfte. (Ich lasse mal offen, ob das "Wenn" hier eine kontrafaktische Annahme einleitet und ob man Grundkräfte als Ursachen betrachten kann.)
Diese Betrachtungsart ist tatsächlich interpretationsfähig. [etc.]
Stimme zu.
Da Kräfte immer nur wechselwirken, können im physikalischen Sinne Ereignisse nur ungerichtete Wirkung verursachender Kräfte sein.
Verstehe ich nicht. Was soll eine "ungerichtete Wirkung verursachender Kräfte" sein? Eine "ungerichtete Wirkung" kann ich nur als Widerspruch in sich lesen, weil eine Kausalbeziehung per Definition von der Ursache zur Wirkung voranschreitet und damit gerichtet ist.
Ereignis A kann allenfalls zu veränderten Konstellationen führen, die andere Angriffspunkte für Kräfte bieten, die dann Ereignis B verursachen. Dies führt zu dem subjektiven Eindruck, dass Ereignis A Ursache für Ereignis B war. In Wirklichkeit entstehen durch Ereignis A lediglich die Voraussetzungen für Ereignis B. Das möchte ich aber nicht als Ursache bezeichnen.
Ist mir unklar, was du meinst. "Konstellationen" hört sich für mich an, als ob du von einem System mit mehreren (zahlreichen) Elementen sprichst, die alle untereinander in Beziehung stehen. Etwa so: A wirkt auf ein System [X Y Z], welches dadurch in einen Zustand [X' Y' Z'] übergeht, schliesslich passiert B. Falls du das so meinst, würde ich dein Unbehagen verstehen, A als Ursache für B zu bezeichnen.
Eine Straße schafft die Voraussetzung für Verkehr, aber sie verursacht ihn nicht.
Verstehe, was du mit dem Vergleich sagen willst, kann mich aber nicht enthalten festzustellen, dass diese Aussage aus einer verkehrpolitischen Perspektive sehr fragwürdig ist. Hehe.
Mein Beispiel:
Ja, dies ist ein typisches Beispiel für einen beobachtbaren, offensichtlich kausalen Zusammenhang.
Okay, zumindest darüber sind wir uns einig.

Was mich überrascht, denn nach dem, was du gerade zuvor geschrieben hast, hätte ich jetzt erwartet, dass du sagst, die Applikation von Transmitter schaffe die Voraussetzung für ein EPSP, aber sie verursache es nicht. Wie erklärst du den Widerspruch?
Es wird aber keine Aussage über die Wirkungsweise gemacht.
Jup.
Diese setzte die Kenntnis der beteiligten Kräfte voraus, die dafür verantwortlich sind, dass das Ereignis B eintritt.
Das sehe ich nicht so. Beispiel: Transmitter bindet an Ionenkanäle in der Membran, diese ändern selektiv ihre Leitfähigkeit für bestimmte Ionen, es stellt sich ein anderes Membranpotential ein.
Die Transmitter-Bindung impliziert eine Kraft, aber es kann offen bleiben, ob es sich um Ionische Bindung, Wasserstoffbrücken oder Van-der-Waals-Kraft handelt. Den Rest kannst du mit Elektrochemie (Nernstsche Gleichgung) und Elektriziätzlehre (Ohmsches Gesetz) quantitativ beschreiben. Ich will nicht bestreiten, dass wenn man weiterfragt, wie genau das, und das, und das ... funktioniert, man dann auch über Theorien stolpert in denen Kräfte als Größen vorkommen. Ich sag nur, dass man eine Beschreibung der Funktionsweise auch so geben kann.
Den Rest des Absatzes in deiner Antwort finde ich schwer verständlich. Ich interpretiere das mal so, dass du meinst ein EPSP kann auch durch andere Ursachen als den spezifischen Transmitter im Beispiel ausgelöst werden. Was ich nicht bestreite.
Für dich stellt das Kausalprinzip offensichtlich einen eher makroskopischen Zusammmenhang dar.
Weise ich zurück. Das Kausalprinzip besagt per Definition: Jedes Ereignis hat eine Ursache. Dabei gibt es keine Einschränkung, ob das Ereignis makroskopisch, mikroskopisch oder sonstwie ist. Ob des Kausalprinzip auf allen Ebenen durchgängig angewandt werden kann, ist wieder eine andere Frage.
Du schlägst dabei eine Brücke über viele mikroskopische Einzelschritte, die ein bestimmtes Endergebnis zur Folge haben.
Insoweit du damit mein Beispiel meinst, ja. Wenn du selbst ein Beispiel aus dem subatomaren Bereich bringen möchtest, weil du meinst, dass es deine Argumentation besser stützt, nur zu, es hindert dich niemand daran.
Wenn ich hingegen von Ursache und Wirkung spreche, so meine ich ausschließlich Kräfte.
Aber was machst du, wenn du nicht alle beteiligten Kräfte im Detail kennst? Enthälst du dich dann eines Urteils? Wie würdest du den kausalen Zusammenhang bewerten von: Rauchen und Lungenkrebs? Abholzen von Regenwald und Artensterben? CO2 und Klima? Glaubenseifer und Kreuzzüge?
Nur Kräfte können eine Bewegung verursachen oder, wenn andere Kräfte eine solche verhindern, Druck aufbauen. Sie können also sowohl dynamische als auch statische Wirkungen hervorrufen.
Im Rahmen der klassischen Physik kann ich das nachvollziehen.
Alle diese Wirkungen können wir in einzelne Schritte zerlegen und stellen dabei fest, dass letztendlich alles Geschehen in unserem Universum auf die 4 physikalischen Grundkräfte zurückzuführen ist.
Ich höre dein Credo, allein es fehlt mir der Glaube.
Vielleicht willst du argumentieren, dass, wenn alle Ursachen Kräfte wären, man auf den Begriff Kausalität völlig verzichten kann und damit das Problem erledigt ist? Das wäre radikal.