Christel schrieb:
Wenn man es will, kann man jedes menschliche Denken, Gefühle, Verstand „im Endeffekt auf die Aktivität im Gehirn reduzieren“.
Andererseits, wenn religiöser Glaube etwas mit dem Gehirn zu tun hat, ist das nicht schon fast ein Gottesbeweis? Weshalb sollte die „Natur“ etwas umsonst erschaffen haben?
Die Natur macht nichts umsonst. Es hat alles eine Ursache, so habe ich Holuwir verstanden.
Richtig, die Natur macht nichts umsonst. Von einem Gottesbeweis kann allerdings keine Rede sein.
Religion ist eine Anpassungsleistung des Gehirns
Früher hat man den Glauben an Gott mit einem Geist und einer Seele verknüpft, die nicht stofflicher Natur waren. Menschen die vom Glauben anderer leben behaupten das heute noch.
Die jüngsten Forschungen der Neurowissenschaften haben ergeben, dass die Annahme einer nicht materiellen Seele, eines nicht stofflichen Geistes, unwahrscheinlich ist und dass die Funktionen, die man mit solch einem Geist verknüpft hat, eher mit den Gehirn und seinen neuronalen Zuständen verknüpft werden müssen.
Religiöser Glaube kann im Endeffekt auf die Aktivität im Gehirn reduziert werden. So treten stark religiös geprägte Erlebnisse bei Patienten mit einem Krampfanfall, einer sogenannten Epilepsie, auf. Auch Patienten mit einer Schizophrenie zeigen immer wieder starke religiöse Erlebnisse. Einige dieser Patienten erleben sich selbst als Gott und verhalten sich dann auch entsprechend.
Gott existiert nur im Gehirn des Menschen – Ohne menschliches Gehirn würde es Gott nicht geben. Statt des Gehirns nehmen wir unsere eigene Person als Selbst wahr, und es ist genau diese Wahrnehmungslücke zwischen Gehirn und Selbst, die offenbar mit dem Glauben verknüpft ist, mit dem Glauben an einen Geist oder Gott.
Das Gehirn hat sich über Jahrtausende hinweg immer wieder neuen Situationen angepasst. Wie sich das Skelett der Hominiden über die Jahrmillionen gewandelt hat, so haben sich auch ihr Schädel und ihr Gehirn gewandelt. Äußeres Zeichen dafür ist, dass das Gehirn innerhalb von fünf Millionen Jahren sein Volumen mehr als verdreifacht hat. Skelett und Organe des Menschen haben sich der Umwelt angepasst – und so auch das Gehirn. Eine dieser Anpassungsleistungen des Gehirns: Es hat die Religion entstehen lassen.
Als sich der Mensch seiner selbst bewusst wurde und ein Verhältnis zur Zeit entwickelte, merkte er, dass er sterblich ist. Diese Entdeckung erzeugte Angst, und zwar eine Angst, vor der man nicht weglaufen konnte, wie vor wilden Tieren etwa oder anderen Bedrohungen. Dieser Angst konnten die Menschen mit ihrem üblichen Instrumentarium nicht begegnen. Also musste der Mensch einen anderen Weg finden, ihr zu begegnen.
Die Menschen schafften sich Bilder, die dann in verschiedenen Religionen ausgeformt wurden. Sie schafften sich Bilder und Hoffnungen darüber, dass das Ende,der Tod nicht endgültig ist. Würden sie das nicht tun – und viele Menschen haben es wahrscheinlich nicht geschafft, diese Vorstellung zu entwickeln -, würde man an Existenzangst und Sinnkrise buchstäblich zugrunde gehen. Das Problem hatten die Tiere und unsere frühen Vorfahren noch nicht, weil sie dieses Bewusstsein darüber noch nicht hatten.
Religion, der Glaube an höhere Mächte, ist also nichts weiter als das Ergebnis menschlicher Kreativität. Damit hat sich dann auch die Frage, ob ein Gott den Urknall herbeigeführt hat erledigt.