Re: Die religiöse Todesfurcht im Gegensatz zur frohen Botschaft des Hedonismus
Verfasst: Mittwoch 5. Oktober 2022, 10:39
Und wie man aus Deinem Beitrag (von Atheisius » So 02 Okt, 2022 18:25) sehen kann, gehst Du davon aus, dass es bei mir ebenfalls das nie gab. Womit Du völlig richtig liegst.Atheisius hat geschrieben: Dienstag 4. Oktober 2022, 14:36 Eine religiös begründete Todesfurcht hat es bei mir noch nie gegeben. Auch zu der Zeit nicht, als ich noch gläubig war. Deshalb musste ich mich von so etwas nicht befreien.
Nur wieso predigst Du dann die Befreiung von einer „religiösen Todesfurcht“, die Du nie hattest, die ich nie hatte….?
Gut, möglich, dass die manche Menschen erfasst, vor allem, sofern ihnen klar ist, dass sie etwas tun, was sie nicht tun sollten. Luther war ja so ein furchtsamer Mensch bis er die Gnade, die Barmherzigkeit und Liebe Gottes entdeckt hatte.
Jetzt im September war es genau 500 Jahre her, dass Luthers Übersetzung des Neuen Testamentes erschien, das sogenannte Septembertestament. Aus diesem Anlass war ich ein wenig auf Luthers Spuren unterwegs.
Ergebnis: Ich glaube nicht mehr an die große religiöse Todesfurcht, weder damals noch heute.
Ja, man hat es uns immer wieder erklärt in der Schule und antikatholische Gruppen aller Couleur, werden nicht Müde es zu predigen: Die Katholische Kirche droht mit der Hölle, daher hatten/haben die Menschen solche Angst… - Kommt zu uns und legt diese Angst ab... (Mitunter haben diese Gruppen jedoch andere Ängste im Angebot.)
Weshalb kann ich das einfach nicht mehr glauben?
Luther hat auch das ausschweifende Leben bemängelt, dass Gebote nicht befolgt werden, auch in den Klöstern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Menschen, die sehr ängstlich sind, so verhalten. Angst zwingt zum Gehorsam. Nur Menschen, die sich nicht fürchten, die schlagen „über die Strenge“. -> Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Menschen im Mittelalter so eine Art kleine ängstliche "Luther" waren.
Und dann wird erklärt, weil sich die Menschen, so sehr fürchteten vor Fegefeuer und Hölle, kauften sie den Ablass. Das mag ja nicht ganz falsch sein.
Doch schon damals konnte man für Lebende und Verstorbene beten. Selbst konnte man zur Beichte gehen. Also, wozu noch einen Ablass kaufen?
Als ich so „mit Luther unterwegs war“ kam mir ein anderer Gedanke: Der Ablasshandel war möglicherweise für so manche Menschen der einfachere Weg. Denn, man musste nicht mehr seine Zeit in der Kirche verplempern und außerdem setzt die Sündenvergebung in der Beichte Reue und Umkehr voraus. Wenn das aber den eigenen Geschäften abträglich ist, dann ist das nicht so günstig.
Da bot der Ablasshandel ein einfaches und praktisches Geschäftsmodell an, man zahlt und die Probleme sind beseitigt. Und genau dieses Geschäftsmodell war Luther zurecht ein Dorn im Auge.
Allerdings übersah Luther, dass sein Angebot „allein die Gnade“ ebenfalls als ein eben solches Geschäftsmodell missverstanden werden konnte/kann. Nur ein bisschen besser, jetzt konnte/kann man sich auch noch das Geld sparen.