Zu Deiner Bibelinterpretation:
Christel hat geschrieben:Paulus nennt in seinem Brief an die Römer Sünden, nicht etwa um einzuteilen, wer Sünder ist und wer nicht, sondern im Gegenteil, er tut es nur um festzustellen „es gibt keinen Unterschied: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.“
Dann folgt bei Paulus im Römerbrief genau der reformatorische Ansatz: „Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus.“
mar hat geschrieben: Bei Paulus würde ich etwas mehr auf den Kontext gucken. Sein Thema an dieser Stelle sind vor allem die Griechen und Juden, das alte Gesetz und das neue Gesetz.
Das ist nicht der Kontext, sondern der „Sitz im Leben“ des Paulus. Die Griechen haben das jüdische Gesetz nicht. Sie handeln nicht gerecht. Die Juden versuchen zwar nach dem jüdischen Gesetz zu leben. Gerecht zu sein, gelingt ihnen dennoch nicht.
Diesen Brief sendet Paulus an die christliche Gemeinde von Rom, also an Nichtgriechen.
Es besteht kein Zweifel, dass ich hier richtig deute. Paulus selbst schreibt. „Der Zorn Gottes wird vom Himmel herab offenbart wider alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten.“
Dazu ein Kommentar in meiner Bibel:
18-2,11: Die «Ungerechtigkeit» der Menschen besteht in der Abkehr von ihrem Schöpfer. Alle Einzelsünden sind Folgen dieser Grundsünde, aus der sich die Menschen nicht selbst freimachen können.
mar hat geschrieben: Mit "Allen" meint Paulus alle Christen.
Nein! Mit „Allen“ meint Paulus
alle Menschen, nicht alle Christen.
Lies bitte den Brief an die Römer!
Weiter schreibt Paulus (Röm 3,27):
„Kann man sich da noch rühmen? Das ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das der Werke? Nein, durch das Gesetz des Glaubens.“
Was heißt das?
Kommentar dazu aus meiner Bibel:
27-31: Gesetz und Glaube stehen zueinander in Gegensatz, wenn das Gesetz als Weg zum Heil angesehen wird. Zum Heil kann nach der Offenbarung Gottes in Jesus Christus nur der Glaube führen. Das «Gesetz» wird gleichwohl «aufgerichtet», das heißt seine Forderung wird erfüllt durch den «Glauben, der in der Liebe wirksam ist» (vgl. Gal 5,6; Röm 13,8-10).
Auch das „Gesetz“ des Glaubens, Vertrauens lässt sich nicht auf irgendein „Kopfgesetz“ des „richtigen für Wahrhaltens“ reduzieren,
denn es ist in der Liebe wirksam.
Dem entsprechend wird im Weltgericht Mt 25, 24-40 nach dem Handeln geurteilt, nach den Früchten.
Ich sehe es praktisch: Jesus verkündet das „Reich Gottes“. Ziel ist das „Reich Gottes“, nicht die Sammlung einer Schar Egoisten, die das richtige Wissen besitzen.
Wenn es hier einen Kontext gibt, besser den „Sitz im Leben“, der hinter den Worten des Paulus steht und der zu beachten ist, dann ist es der, dass, Paulus mit „Gesetz und Werke“ immer das jüdische Gesetz meint. Dieses schließt er als Heilsweg aus. (Wir dürfen allerdings nicht auf die Idee verfallen dies durch ein anderes Gesetz zu ersetzen, um nun doch noch mittels Gesetzlichkeit ans Ziel zu gelangen.)
Christus ist der Weg. Es fordert auf seinen Nächsten zu Lieben… Das ist der Weg.
In Punkt 2. sehe ich nicht nur den jenseitigen Aspekt. Deine Frage bestand in der Verdammung. Diese sehe ich jenseitig, denn Leben ist in völliger Gottferne nicht möglich. Gott ist das Leben. Solange Du lebst, bist Du nicht in völliger Gottferne.
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Schuld und Sünde:
mar hat geschrieben:Was mich viel mehr intertessiert, ist die menschliche Gegenwart in dieser Welt. Zu welchen psychologischen Verzerrungen, zwischenmenschlichen Zerwürfnissen und gestörten (un-)sozialen Gemeinschaften führen die Konzepte Sünde, Schuld und Verdammung?
Diese Zerwürfnisse erwachsen nicht aus der Schuld, sondern aus perfekt sein müssen. Sie erwachsen daraus, anderen die Schuld zuschieben zu müssen, aus dem Mangel an Mut Verantwortung zu übernehmen.
Hinter vielen, den Mangel beklagenden Vorwürfen steht immer der Grundvorwurf, Du bist nicht gut genug.
Menschen neigen dazu Ideale zu lieben, anstatt wirkliche Menschen.
mar hat geschrieben:Das Christentum verneint die Möglichkeit der Selbsterlösung des Menschen! Ich auch. Wenn Menschen keine Sünder sind, wenn sie nicht von Geburt an zur Sünde verdammt sind, dann sind sie bereits erlöst. Die Notwendigkeit zur Selbsterlösung fällt damit weg. Wer nicht verdammt ist, kann sich auch nicht selbst erlösen.
Das ist der Stand des Perfektionismus!
Die Zeugen Jehovas haben da ein Angebot für Dich:
Du bist dann nicht Sünder, sondern Gerechter, sogar Rechtfertiger Gottes! Deine Aufgabe besteht darin, es zu beweisen.
- Mir ist das zu anstrengend.

Ich bleibe in der „Hure Babylon“ und dies ohne Furcht verdammt zu sein. Ich fühle mich geborgen in Gottes Hand.