Zitat Niels:
Statt den Afrikanern zig Milliarden Subventionen anzubieten, zu denen einige Afrikaner auf der Konferenz sagten "das wäre frech, denn damit könne man ja nicht mal ein Pferd besatteln", sollte man alle bisher schon laufenden Subventionen / Entwicklungshilfe an entsprechende Klimaziele der Länder binden - ggf. besonders klimafreundliche Länder mit Bonis ausstatten.
Sudans Staatsschef Lumumba Di-Aping geriet geradezu geradezu außer sich. Niemand habe das Mandat zur Zerstörung Afrikas, sagte der Sudanese als Sprecher der G77-Entwicklungsländer. Das vorgelegte Dokument töte Millionen Menschen. Schließlich sorgte Di-Aping dann noch mit einem Holocaust-Vergleich (Die Industrieländer begehen einen neuen Holocaust an den afrikanischen Ländern) für einen zusätzlichen Eklat. Gerade der Präsident des Sudan hatte diese Aussage nötig, ist er doch selbst dafür verantwortlich, dass Hunderttausende Menschen im eigenen Land (Südsudan) schon von den eigenen Reitermilizen getötet wurden.
Auch die pazifischen Inselstaaten erklärten sich außerstande, dem Obama-Papier zuzustimmen. Mit Blick auf die versprochenen kurzfristigen Klimahilfen von 30 Milliarden Dollar, von denen im Schlussdokument die Rede ist, sagte der Präsident der Malediven, er sei nicht bereit, seine Inseln „für 30 Silberlinge zu verkaufen.“
Diesen Aussagen aus der Zeitung „Welt“ kann ich mich nur anschließen:
Diktatoren haben den Klimagipfel genutzt, um die westlichen Demokratien an den Pranger zu stellen. Der Westen hatte sich selbst das Büßerhemd mitgebracht, indem er Entwicklungsländern pauschal Finanzhilfen von Hunderten Milliarden Euro in Aussicht stellte. So hat sich der Westen selbst in eine Falle manövriert.
Es kam, wie es kommen musste. Völkermörderische, diktatorische und autokratische Regime vom Schlage des Sudan, Venezuelas, Kubas und des Iran nutzten den Klimagipfel, um die westlichen Demokratien an den moralischen Pranger zu stellen. Der Westen hatte sich selbst das Büßerhemd mitgebracht, indem er „den Entwicklungsländern“ pauschal Finanzhilfen von Hunderten Milliarden Euro über Jahrzehnte hinweg in Aussicht stellte.
Was auf den ersten Blick gerecht klingt, dass nämlich die Reichen den Armen helfen sollen, erscheint in völlig anderem Licht, wenn man sich fragt, wie die Verwendung solch ungeheurer Finanztransfers eigentlich kontrolliert werden soll, wird sie unterdrückerischen Regimes in die Hand gegeben.
Dabei hat sich der Westen selbst in diese Falle manövriert. Grassiert in unseren Breiten doch die schwärmerische Vorstellung, angesichts der drohenden Klimakatastrophe ließen sich alle Gegensätze von Interessen und politischen Systemen hintanstellen. Auf negativem Umweg wird so die Fantasie von der einen, großen Menschheitsfamilie genährt, die im Moment größter Gefahr zur Einheit verschmilzt: „We are the world, we are the people“, so lautet die Hymne dieser rührseligen Illusion.
Man kennt das aus Hollywood-Katastrophenfilmen: Angesichts eines drohenden Meteoriteneinschlags oder der Invasion vernichtungswütiger Außerirdischer werden ideologische und nationale Gegensätze unter den Menschen plötzlich belanglos. In der Stunde der ultimativen Bedrohung obsiegt die reine menschliche Solidarität über alle kleinlichen irdischen Querelen.
Dabei betreiben die westlichen Demokratien in Wahrheit ihre Kampagne für den weltweiten Klimaschutz durchaus nicht nur aus bloßer Liebe zur Gattung Mensch. Sie folgen damit auch handfestem Eigennutz. Bei der Entwicklung klimafreundlicher Technologien verfügen vor allem die Europäer über einen Vorsprung, den sie im Konkurrenzkampf mit aufstrebenden Wirtschaftsmächten wie China und Indien ausspielen wollen.
Doch je ambitionierter die westlichen Demokratien ihre Klimaziele stecken, desto schonungsloser werden sie vom Rest der Welt daran gemessen werden.
Indem sie den Fokus auf den Klimaschutz als dem alles überragenden Menschheitsproblem lenken, geben sie Diktatoren und Autokraten ein unschätzbares Propagandainstrument in die Hand. Forderungen wie die nach Einhaltung der Menschenrechte können sie nun mit dem Argument kontern, der Westen solle doch erst einmal seiner elementaren Verpflichtung gegenüber der Menschheit nachkommen und seinen CO2-Ausstoß wirksam reduzieren.
Schließlich habe er seine technologische Überlegenheit historisch ja der Ruinierung des Weltklimas zu verdanken, unter der die übrige Menschheit ausgerechnet in dem Augenblick zu leiden habe, da sie sich anschicke, den Abstand zum Westen aufzuholen. Woraus eine autoritäre Macht wie China – das nun plötzlich wieder als „Entwicklungsland“ gelten will – die Rechtfertigung ableitet, ihren brachialen Wirtschaftsaufstieg keinesfalls durch fremde Klimaschutzideale stören zu lassen.
Im Zeichen solcher rücksichtsloser nationaler Interessenpolitik erfährt der alte antiwestliche „Antikolonialismus“ eine makabere Auferstehung.
Gerade dieses Rühren am schlechten Gewissen der westlichen Welt aber macht große Teile der intellektuellen Eliten des Westens für den Klimaschutz so empfänglich. Scheint man mit dem CO2 doch zugleich eine als moralische Last empfundene historische Schuld gegenüber den „Verdammten dieser Erde“ abtragen zu können. Zugleich vermittelt das Vorangehen beim Kampf gegen den Klimawandel aber auch das Gefühl, beispielhaft für die gesamte Menschheit das Gute zu tun, dem die anderen dann aus Einsicht folgen würden. Das dürfte sich freilich als Illusion erweisen, solange große Teile
der Welt von Machthabern beherrscht werden, die unseren eigenen Humanismus keineswegs teilen.
Gerade bei einer solch komplexen Frage wie dem Weltklima darf der fundamentale Unterschied zwischen offenen Gesellschaften und Diktaturen nicht verwischt werden. Mit der Selbsteuphorisierung des Westens durch die arglose Vorstellung von einer „one big human family“ wäre jedenfalls niemandem gedient – ihm selbst so wenig wie der übrigen Menschheit, und dem Klimaschutz schon gar nicht.
http://www.welt.de/politik/article55930 ... weltbewegt
Gruß,
Kurt