Christel hat geschrieben:Also ich denke, all unsere Vorstellungen in Begriffen, logischem Denken ... sind Abbild der Realität und damit Abstraktionen, die der Realität höchstens nahekommen, aber nie deckungsgleich mit derselben sind.
Ja,
sie sind nicht mal annähernd "realitätsnah". Versteht man "die Realität" als unsere Umgebung, dürften unser (Ab-)Bild nur einen extremst geringen Teil widerspiegeln. Der Mensch (wie wohl die meisten Lebewesen) überschätzen sich nicht selten in ihrer Vorstellung von "Realität".
Bewußtseinsbildung / bewußtes Handeln hat mit dem Bemühen zu tun der Realität möglichst Nahe zu kommen,...
Ja,
richtig zu handeln...
Jaein,
"richtig" handeln kann man nicht, möglichst bewusst handeln ja (mag sein, das Du dies auch so meinst).
Alle Begriffe sind Abstraktionen unabhängig davon, ob sie einheitlich definiert werden. Einheitliche Definitionen sind allerdings notwendig, sonst ist eine Verständigung nicht möglich.
Ja, genau...
Allerdings geht der Definition auch das Verstehen voraus - ist das nicht vorhanden, führen jedwede Definitionen ins Leere (was viele Menschen offenbar nicht davon abhält, dennoch "zu definieren"
Ich fand u.a. „Summe der in einer Ges. anerkannten Verhaltensregeln u. der tragenden Überzeugungen“ (LthK, 2006 Sp. 451);
Nee, aber das ist mir noch zu weit "in sich selbst" und entfernt von einer Definition.
Sieht man "eine Gesellschaft" schlicht als "Gruppe" bzw. "Gruppierung von Menschen" (oder Wesen), trifft dies weitgehend - aber auch eben wieder nicht zu.
In eine "Summe" fließt alles ein. Was ist "anerkannt"? Und von wem? -> die Aw wäre wohl: "das, was die 'Moral' der Menschen verbindet". Demnach wären auch Regeln und Überzeugungen, wie sie z.B. in Gefängnissen üblich sind - Teil der "Moral"? Wenn nicht, wo zieht man wie die Grenze? Was sind "tragende Überzeugungen"? Derartige Begriffe hört man oft im Marketing dort, wo geeignete Fakten fehlen... I Betrachtet man die Verteilung der einzelnen Überzeugungen in einer Gesellschaft auf die Zahl der Personen darin, kommt man auf die berühmte Glockenkurve (n. Gauß).
„Gesamtheit von ethisch-sittlichen Normen, Grundsätzen und Werten, die das zwischenmenschliche Verhalten in einer Gesellschaft regulieren, die von ihr als verbindlich akzeptiert werden.“ (Duden Fremdwörterbuch, 2005 S. 678)
Da hat der Duden auch etwas danebengegriffen - liegt aber schon erheblich näher dran. Allerdings gibt es keine Norm, die von allen "Teilnehmern" einer Gesellschaft als "verbindlich" betrachtet werden, was wohl u.a. auch dazu führt, das immer wieder Menschen an und über den Rand unserer Gesellschaft gedrängt werden oder schlicht als "außerhalb der Gesellschaft" gesehen werden. Wir alle aber sind Menschen und damit Teilnehmer einer oder besser vieler mehrere Gesellschaften (z.B. "Deutscher", "Katholik" etc.)... "Grundsätze" trifft es nicht sauber (Grundsätze können alles mögliche betreffen - z.B. wo die Menschen "aus Prinzip" einkaufen gehen - ist das auch "Moral"?). Nicht alle "Werte" werden von allen als "verbindlich" betrachtet.
Bereits daraus wird ersichtlich das Moral mehr ist als ein einfacher Regel- und Verhaltenskodex.
Das habe ich so auch nicht gesagt.
Ich kann mir Moral ohne Ethik nicht denken.
Das ist richtig, insoweit eine Moral - sagen wir mal "ethische Erkenntnisse" - einfließen lässt. Beim "moralischen Handeln" aber wird die jeweilige Stuation nicht bewusst, sondern weitgehend automatisiert "abgearbeitet" - das ist auch bequemer. Man ist sich sicher, eh "richtig" zu handeln, weil die Moral dies vorgibt - nicht weil man es selbst durch bewussteres Handeln "erfährt", aus der eine bewusste Überzeugung erwächst.
„Unter E. versteht man die method. Reflexion der Vernunft auf das menschl. Handeln, sofern es unter der Differenz v. gut u. böse bzw. v. geboten, verboten od. erlaubt steht.“
Mag sein (ich selbst habe kein klares Bild vom Begriff "Ethik" - z.B. bildet man sich Ethik "selbst" oder nur "die Gesellschaft"?),
immerhin erkenne ich einen Unterschied: Während Moral ein relativ passiver, unbewusster Vorgang ist, erfolgt bei "Ethik" ein stetiger, aktiver (Fort-)Entwicklungsprozess. Moral hingegen wird nicht bzw. kaum vom Einzelnen reflektiert.
Wird Moral, wie Du schreibst, nur als Regelwerk verstanden, entbindet sie vom eigenverantwortlichen Handeln.
Ich denke für die meisten tut Sie es auch. Man übernimmt die jeweilige Regel / Entscheidung der Masse, statt eigenverantwortlich zu handeln. Handelt jemand nur nach Moral, handelt er nicht eigenverantwortlich (sozusagen ein "Moralist"

.
Nach meinem christlichen Verständnis gehören Moral + Ethik zusammen, entbindet Moral eben nicht davon eigenverantwortlichen Handeln.
Ich denke, diese Vorstellung gilt für die meisten - auch unabhängig von Religion oder Weltbild. Aber nur wenn man sich sukzessive von der Moral frei macht, kann man möglichst eigenverantwortlich handeln. Das wollen viele natürlich nicht, denn Verantwortung bedeutet zwar Freiheit - hat immer auch etwas mit Arbeit - mit Ressourcen zu tun, die nicht jeder für die gewonnene Freiheit zu geben bereit ist.
„ich aber sage Euch“ entgegen; oder die Botschaft vom Weltgericht Mt. 25,31-46 – all das ist Verantwortungsethik pur. Hier kann sich niemand hinter Regeln und Gesetzen verstecken.
Da hat er schlicht und einfach recht. Religionen - zumindest kenne ich kein Gegenbeispiel - führen ihre Anhängerschaft aber per se in die Moral.
Vielleicht wäre besser gewesen man hätte keine Religion - schon gar keine Kirche als Institution - daraus gegründet, sondern schlicht seine "Worte" als die Sichtweise eines (gerade damals) "modernen" Menschen verbreitet und gelehrt.
... Der "Prophet" konnte noch so gut sein, schon bald nachdem auf seine Lehre eine Religion gründete, trat die "Verknöcherung" ein - Das "Tempel" magnetisch anziehend auf Händler und Räuber wirken, wusste selbst Jesus schon.
Ethik und Moral gibt es nur beim Menschen. Tiere sind Trieb gesteuert, der Mensch ist hier viel freier.
Ja Ja genau,
und nur der Mensch kann denken, weil er ja reden kann - die Erde ist eine Scheibe usw....
Nein,
mal im Ernst. Diese Auffassung ist ebenso antiquiert, wie sie immer noch verbreitet ist.
Tiere (zu denen auch der Mensch gehört) - vor allem Säugetiere (zu denen wir gehören) - haben (für unsere Erde betrachtet) ein recht hochentwickeltes Gehirn, mit den bekannten Folgen wie eine intensive Gefühlswelt (Liebe, Haß, Angst, Schmerz), Lernfähigkeit usw.. Sie entscheiden und handeln auf Basis von Erfahrungen, Gefühlen und nicht zuletzt auch genetischen Vorgaben. Sie können Eindrücke einordnen wie Sachverhalte erkennen - darauf auch flexibel reagieren. Dabei steht der Mensch nicht mal unbedingt an der Spitze in all den Disziplinen.
Mir hat bisher kein seriöser Wissenschaftler zeigen oder gar glaubhaft machen können, das beim Menschen "mehr" ist als bei anderen Lebewesen. Im Prinzip handelt auch der Mensch nach "Trieben" und ist weitgehend "Gefangener" seiner Triebe und Bedürfnisse - ohne "Trieb" kein Handeln (warum sollte er auch?). Jede (neuere) wissenschaftliche Arbeit zu dem Thema zeigt eben gerade das Gegenteil, das wir Tieren ähnlicher sind, als mancher von uns gern hätte. Z.B. entsprechen die kognitiven Fähigkeiten eines pfiffigen Hundes ungefähr denen eines 2-3 -jährigen Kindes (abgesehen vom Sprachzentrum, das der Hund nicht hat und nicht braucht).
Mich befremdet auch sehr, wie teils abschätzig ich Christen über Tiere - z.B. auf dem Eichsfeld - reden höre - aber noch schlimmer wie mit ihnen oft umgegangen wird.
Auch wenn wir Tiere töten um sie zu essen - es sind ebenso bewusste Lebewesen wie wir. Natürlich sieht der Mensch - wie wohl jede sozial lebende Art - i.d.R. erstmal sich, dann seine Art als die "wichtigste" auf der Erde. Dennoch sind wir nichts Besseres und als angeblich "bewusste" Wesen dürfte uns unsere Situation zumindest soweit bekannt sein. Die "Aufgabe" der Art Mensch auf diesem Planeten ist lediglich der erste Schritt in den Orbit, die Besiedlung der umliegenden Planeten mit Leben (nicht nur unserem eigenen Leben). Es scheint als seien wir ziemlich exakt auf diese Aufgabe "zugeschnitten" oder zumindest eine Vorstufe einer solchen Art (erinnert ein bischen an Nohas Arche...). Damit sind wir auf unserer Erde zwar einzigartig - aber nichts "Besseres"...
Die Unterscheidung "Mensch <-> Tier" ist ungefähr so sinnig wie "Ratten <-> Tier" (wobei wir auch - aus Rattensicht -Tiere wären, die "Freund" oder "Feind" sein können).
Diese befremdlichen Ansichten führen lediglich dazu, das Tiere heute von vielen schlecht, verantwortungslos und nicht mit dem ihnen eigentlich gebührenden Respekt behandelt werden. Ein Christ unterscheidet nicht bzw. kaum zwischen einem Grashalm und einem Schwein (maximal im Nahrungs- oder Geldwert). Wir könnten ohne die Natur nie leben - die Natur ohne uns schon, würde lediglich vorerst nicht auf andere Planeten kommen.
Vor nicht allzu langer Zeit waren wir noch selbst weiter unten in der Nahrungskette. Unsere derzeit "privilegierte" Stellung sollten wir nicht mißbrauchen, stattdessen ein fruchtbares Zusammenleben mit der Natur - d.h. auch den Tieren - anstreben. Nur den Respekt den wir anderen entgegenbringen, haben wir auch selbst verdient.
Moral ist eben nicht gleich nützlich.
Ja,
denn sie bremst bewusstes Handeln und entbindet die Menschen von Verantwortungsgefühlen - nicht aber der eigentlichen Verantwortung.
„Gut und Böse sind Vorurteile Gottes – sagte die Schlange.“;
Hier wollte der Schreiben dem Leser wohl vermitteln, das jedwede Abkehr von der "Moral" der Religion vom "Bösen" kommt. Die Abkehr beginnt da, wo man selbst nachdenkt / -forscht.
Demnach hielt er Moral für eine "gute" - ev. sogar "die beste Sache"...
„Der Lohn des moralischen Lebens ist die Selbstachtung.“
Ich hab auch noch einen:
"Dummheit und Stolz - wachsen auf dem selben Holz"... ~ß)
"Moral" ist eine Sache der Gesellschaft - demnach kann man sich mit "moralischem Handeln" maximal die Achtung der Gesellschaft (soweit sie die selben Moralvorstellungen stützt) als "Lohn" einheimsen. Vielen Menschen ist das eh wichtiger, als die Achtung vor sich selbst.
Echte Achtung vor sich selbst kann man nur durch Verantwortung und bewusstes Handeln erreichen, denn nur so bringt man die Gesellschaft - in der man lebt - weiter in die Zukunft. Die Fortentwicklung - die sich nicht lediglich auf die Bewahrung des Bestehenden beschränkt - ist ja die eigentliche Aufgabe eines jeden Lebewesens...
cheerioh,
Niels.