Die Gottespest

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Atheisius
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Die Gottespest

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Die Gottespest - von Johann Most - Jahr 1887

Johann Most (1846-1906) war zeitlebens Rebell. Lebenskünstler, hitzköpfiger Redner, brillanter Spötter, Meister der Polemik, radikaler Aufklärer, einige Jahre Sozialdemokrat, Reichtagsabgeordneter, anarchistischer Publizist und Agitator, lernte er wiederholt Gefängnisse und Zuchthäuser von innen kennen. Verurteilt wurde u.a. wegen Störung der öffentlichen Ordnung und Hochverrat. Einige Jahre verbrachte er in England und in den USA im Exil.

Die hier veröffentlichte Schrift, in der altertümlichen Rechtsschreibung belassen, ist ein Meisterstück antiklerikaler Satire.
Wolfgang Harich nennt sie in seinem Buch Zur Kritik der revolutionären Ungeduld die kolossalste Schmähung des Christentums, die die Literaturgeschichte kennt. Wer sie liest, versteht, weshalb auch ein James Joyce ihm in seinem Ulysses einen Ehrenplatz in der „Brut der Spötter“ zuweist, seinem Olymp.
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Unter allen Geisteskrankheiten, welche „der Mensch in seinem dunklen Drange“ sich systematisch in den Schädel impfte, ist die Gottespest die allerscheuslichste.

Wie Alles eine Geschichte hat, so ist auch diese Seuche nicht ohne Historie, nur schade, dass es mit der Entwickelung vom Unsinn zum Verstand, wie sie im Allgemeinen aus dem Historismus oft gefolgert wird, bei dieser Art Geschichte ganz gewaltig hapert.

Der alte Zeus und sein Doppelgänger, der Jupiter – das waren noch ganz anständige, fidele, wir möchten sagen, gewissermassen aufgeklärte Kerle, verglichen mit den jüngsten Drillingssprossen am Stammbaume der Götterei, welche sich, bei Licht besehen, an Brutalität und Grausamkeit getrost mit Fitzliputzli messen könnten.

Wir wollen übrigens mit den pensionirten oder abgesetzten Göttern überhaupt nicht rechten, denn die richten keinen Schaden mehr an. Die noch amtierenden Wolkenschieber und Höllen-Terroristen des Himmels aber wollen wir dafür desto respectloser kritisiren, blamiren und abführen.
Die Christen haben einen dreifältigen Gott; ihre Vorfahren die Juden, begnügten sich mit einem einfältigen.

Sonst sind beide Gattungen eine recht heitere Gesellschaft. „Altes und neues Testament“ bilden für sie die Quellen aller Weisheit; daher muss man diese „heiligen Schriften“ wohl oder übel lesen – wenn man sie durchschauen und verlachen lernen will. Greifen wir nur die „Geschichte“ dieser Gottheiten heraus, so genügt das eigentlich schon zur Charakteristik des Ganzen vollkommen. In kurzem Abriss ist die Sache nämlich die: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Er befand sich mithin zunächst im allgemeinen Nichts, wo es allerdings nüchtern genug ausgesehen haben mag, um sich als Gott darin zu langweilen.

Weiterlesen unter:

https://www.marxists.org/deutsch/refere ... espest.htm
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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