Begonnen hatte ich mit dieser Aussage:
Christel hat geschrieben: Montag 24. Oktober 2022, 12:13
Das Christentum ist eine
Bildungsreligion.
Schon das Judentum entwickelte sich dahin, vom Tempelkult zur Synagoge.
Wie kam es dazu? Und was hat das mit Bildung zu tun?
Die biblische Geschichte erzählt:
"Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk.
Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum HERRN, dem Gott unserer Väter, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der HERR führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen. Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, HERR." (5.Mose 26,5-10)
Es beginnt alles mit einem nomadischen Familienverband. Der wohl aufgrund einer Hungersnot nach Ägypten zieht, dort sesshaft und schließlich versklavt wird.
Die einstige Versklavung, der Auszug, die folgende lange Wanderzeit und schließlich das Sesshaft werden als freie Bürger in einem schönen Land sind prägend für die Geschichte diese Volkes und sie bildet die Grundlage ihrer Rechtsordnung:
Und daher beginnen die Forderungen des Gesetzes mit den Worten: "Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus" (2.Mose 20,2/5.Mose 5,6)
Und an die freien Männer dieses Landes ergeht die Mahnung, diesem Gott zu folgen, niemanden zu unterdrücken, nichts wegzunehmen...
Wir kennen dies als die 10 Gebote.
Und in 3.Mose 19,33f. heißt es:
"Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der HERR, euer Gott."
Aus der Geschichte diese Volkes folgt, das besondere Gottesverständnis, welches in Auseinandersetzung mit anderen Gottesvorstellungen weiter vertieft und reflektiert wird. Es gibt sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. Auch das ist ein Weg.
Gemeinsam mit anderen haben sie Opfergaben an ihren Gott, wobei das mehr in Richtung Dankopfer geht, denn gütig muss dieser Gott nicht erst gestimmt werden. Gütig, das Leid der Menschen sehend und darauf reagierend, so haben sie ihn erfahren.
Gemeinsam mit anderen haben sie den Tempel, nur gibt es darin kein Abbild von ihrem Gott, denn der Gott dieses Volkes lässt sich nicht abbilden, er ist unsichtbar.
In dieser Zeit der Sesshaftigkeit entstehen bereits schriftliche Zeugnisse ihrer Geschichte und ihres Glaubens.
Doch letztlich ist es die Katastrophe der Verlust der Staatlichkeit, des Tempels, der Landverlust und die Verschleppung in die Gefangenschaft nach Babylon, also das scheinbare Ende von allem, der Punkt an dem sich das Judentum quasi neu "erfinden" musste, da man nichts mitnehmen konnte, außer Bildung. Dies führte zu einer Vertiefung der Religion, der Gottesvorstellungen und zur Konzentration auf die Schrift.
Letztlich ist Entstehung des
Tanach, was in etwa unserem Alten Testament entspricht, diesen Ereignissen zu verdanken.
Christen kennen denn Inhalt Auszugsweise durch Lesungen im Gottesdienst, Zusammenfassungen/Vereinfachungen in Kinderbibeln, durch Filme und andere Bücher... Wir bringen damit eine Vorbildung und ein gewisses Vorverständnis mit. Und doch haben wohl die wenigsten von uns das Alte Testament komplett gelesen. Es ist auch schwer. - Wie schwer muss das für Menschen sein, die es ohne diese
Vorbildung zu lesen beginnen?
Das eigentliche Problem dabei ist zu verstehen, was man da liest:
Und siehe, da war ein Äthiopier, ein Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der über ihrer ganzen Schatzkammer stand. Dieser war gekommen, um in Jerusalem anzubeten,[1] 28 und fuhr jetzt heimwärts. Er saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. 29 Und der Geist sagte zu Philippus: Geh und folge diesem Wagen! 30 Philippus lief hin und hörte ihn den Propheten Jesaja lesen. Da sagte er: Verstehst du auch, was du liest? 31 Jener antwortete: Wie könnte ich es, wenn mich niemand anleitet? (Apostelgeschichte 8 )