Wie wir sehen, ruft der Anspruch Jesus das Reich Gottes, also Gottes Willen zu verkünden auch heute Widerspruch hervor.
Zur Erinnerung:
Christel hat geschrieben: Samstag 5. Februar 2022, 13:59
Ich will den Faden noch etwas weiterspinnen,
weshalb hat sich Paulus anfangs über die Christen entrüstet und sie verfolgt?
1. Sie predigten in den Synagogen den
neuen Weg. Doch für die Juden ist die Heilige Thora der Weg, die Weisung.
2. Die Gruppe hat 12 Apostel. Diese repräsentieren, die 12 Stämme Israels, also ganz Israel.
3.
Und die Gruppe hat einen König. Dieser König hat die 12 Apostel=Sendboten ausgesandt sein Reich zu verkünden. Ein Reich, dass freilich nicht von dieser Welt ist, denn es gilt die Gottesherrschaft zu verkünden.
Die politische Dimension des Königsanspruchs haben wir bereits besprochen. Es ist offensichtlich, dass dies der römischen Besatzungsmacht missfiel, aber auch bei Herodes Antipas muss es Missfallen erregt haben.
Weniger bekannt ist die religiöse Dimension dieses Anspruchs, der religiösen Widerspruch erregt.
Dies geht auf die Zeit der Richter zurück:
„In jenen Tagen gab es keinen König in Israel; jeder tat, was in seinen eigenen Augen recht war.“ Richter 21,25; 17,6)
In 1 Samuel 8 wird erzählt, dass Samuel alt geworden war und daher seine Söhne als Richter Israels einsetzte. Doch diese waren bestechlich, beugten das Recht…, was verständlicher Weise Empörung hervorrief:
Deshalb versammelten sich alle Ältesten Israels und gingen zu Samuel nach Rama. Sie sagten zu ihm: Du bist nun alt und deine Söhne gehen nicht auf deinen Wegen. Darum setze jetzt einen König bei uns ein, der uns regieren soll, wie es bei allen Völkern der Fall ist! Aber Samuel missfiel es, dass sie sagten: Gib uns einen König, der uns regieren soll! (1. Samuel8,4-6)
„Samuel betete deshalb zu Jahwe (zum HERRN) und Jahwe (der HERR) sagte zu Samuel:“
Die danach folgende Stelle
bringt die grundsätzliche Kritik Israels am Königtum zum Ausdruck, die nie völlig abebbte. Immer wieder traten Propheten auf, die den König im Namen Gottes kritisierten.
Also Jahwe (Gott) sagte:
Hör auf die Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir sagen! Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen: Ich soll nicht mehr ihr König sein.
Das entspricht ganz ihren Taten, die sie von dem Tag an, da ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis zum heutigen Tag getan haben; sie haben mich verlassen und anderen Göttern gedient. So machen sie es nun auch mit dir.
Doch hör jetzt auf ihre Stimme, warne sie aber eindringlich und mach ihnen bekannt, welche Rechte der König hat, der über sie herrschen wird! (1.Samuel 8,7-9)
Königtum als Abfall von Gott, als Götzendienst.
Vor diesem Hintergrund
geht der Anspruch Jesu, König zu sein, gerade aufgrund seines Anspruchs die Gottesherrschaft nicht nur zu verkünden, sondern sie geradezu zu repräsentieren, weit über politische Ansprüche hinaus.
Israels wahrer König ist von alters her, Gott selbst. Gott selbst verkündet seinen Willen und richtet so seine Herrschaft, die Gottesherrschaft auf, das Reich Gottes.
Wenn Jesus antwortet: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ (Johannes 18,36), dann mag das Politiker besänftigen, doch das religiöse Judentum kann es als Provokation begreifen.