emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21Doch, es verfängt. Der Schluss ist unausweichlich. Wenn du dem Schluss nicht folgen möchtest, dann hast du zwei Möglichkeiten: Du kannst die Wahrheit der Prämisse (Materialismus) bestreiten, oder du kannst die Regeln der Logik bezweifeln, denen der Schluss folgt. Wie sich weiter unten zeigt, entscheidest du dich für ersteres.
Nein, das muss ich nicht!
Im Staatsbürgerkundeunterricht wurden Materialismus und Idealismus gegenübergestellt, als zwei gegensätzliche Positionen. - Diskussionen laufen über Geist, Energie, Materie… - Darüber kann man heftig diskutieren.
Allerdings fragen wir nach Gott, dann ist das letztlich nicht wirklich relevant, denn im Christentum wird zwischen Gott und Welt unterschieden. Gott ist kein Ding dieser Welt.
Und wenn ich diese Welt analysiere, dann spreche /analysiere ich nicht Gott, denn Gott ist nach christlichem Verständnis, der ganz andere.
emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21
Manch einer denkt, er hätte was gegen den „Schöpfungsglauben“ in der Hand, wenn er sich an
„Richard Dawkins“ orientiert. Dem ist aber nicht so.
Doch dem ist so. Kreationismus und Intelligent Design widersprechen der Evolutionstheorie. Beides sind Formen von Schöpfungsglauben.
Stimmt, doch die Betonung liegt auf eine Form unter anderen Formen. Es sind Formen, wie sich Menschen den Ablauf der Schöpfung vorstellen. Genauso kann man sagen, Schöpfung erfolgt mittels Evolution. - Immer, wenn ich den Ablauf der Schöpfung ins Bild fassen will, muss ich ein Weltbild heranziehen.
Doch egal welches Weltbild ich benutze…
Es ändert an der Grundaussage nichts:
Gott ist kein Ding dieser Welt, sondern der ganz andere. Er existiert unabhängig von dieser Welt und er ist der Urgrund allen seins. Er ist der Schöpfer der Welt und er ist nach wie vor am Wirken.
Dawkins kann das Weltbild einiger Menschen kritisieren. - Aber das hat nichts mit den Schöpfungsglauben an sich zu tun. Also mit dem Glauben, dass diese Welt einen Grund hat, der außerhalb ihrer selbst liegt und den wir Gott nennen. Dawkins kann so weder den Glauben an einen Schöpfer widerlegen und schon gar nicht Gott an sich.
emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21
Die katholische Kirche war lediglich klug genug, sich rechtzeitig auf eine Position zurückzuziehen, zu der man keine methodisch akzeptable naturwissenschaftliche Theorie formulieren kann. Sie hat sich nach dem Eklat um Galilei als lernfähig erwiesen. Immerhin.
Wieso glaubst Du, dass man eine „methodisch akzeptable naturwissenschaftliche Theorie formulieren“ müsse?
Naturwissenschaft entwickelt sich. Eine heute akzeptable naturwissenschaftliche Theorie ist das möglicherweise morgen nicht mehr. Daher hast Du recht, wenn Du meinst, dass es ist nicht klug ist, den Gottesglauben fest an ein Weltbild zu binden.
Galilei war Katholik. Hat Galilei den Gottesglauben in Frage gestellt? Nein! Hat Galilei die Schöpfung oder den Schöpfer in Frage gestellt? Nein!
Gallei hat das Weltbild verändert.
Es ist aber nicht nur lernen durch den „Fall Galilei“. Inzwischen hat sich die Geschichtswissenschaft, die Literaturwissenschaft, die Bibelwissenschaft … weiterentwickelt. Und wir hatten ein Zweites Vatikanisches Konzil. – Nicht nur in der Naturwissenschaft ist die Entwicklung weitergegangen.
Das Beispiel „Gedächtnis“ ist eine Aussage über den Menschen, nicht über Gott. Daher trifft es nicht. Holuwirs Problem besteht darin, dass er sich Gott wir den menschlichen Geist vorstellt, nur ohne Materie. Das ist ein Problem
seines Gottesbildes.
Das Christentum der Antike formulierte sein Gottesbild in der Sprache der Philosophie.
Das darf, sucht man das gegenseitige Verständnis, nicht ignoriert werden.
emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21
Um es kurz zu sagen, alle materialistischen Thesen, Aussagen, Annahmen … beziehen sich auf unsere Welt, also auf die Schöpfung und nicht auf den Schöpfer, nicht auf Gott.
Das ist eine etwas kryptische Formulierung für: Materialismus ist falsch, wir müssen die Welt anders verstehen, nämlich als Schöpfung. Dafür gilt das gleiche, was ich Holuwir gesagt habe: Denk darüber nach, dass es sich um eine Präferenz handelt und nicht um eine Denknotwendigkeit.
Ich mag es ganz und gar nicht, wenn man mir was überstülpt!
Offensichtlich hast Du mich nicht verstanden!
Ich meine den Unsinn, dass man die Welt analysiert und meint, damit beweisen zu können, dass Gott nicht existiert. Ich meine, die unsinnige Vermischung von Naturwissenschaft und Weltanschauung. Materialismus ist Weltanschauung, keine Wissenschaft, auch keine Naturwissenschaft.
emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21
Die Bezeichnung Gottes als Schöpfer der Welt markiert gerade seinen Unterschied zur Welt.
Verzeih mir den theologischen Exkurs, aber du machst hier einen Dualismus auf, der eines Ausgleichs bedarf. Wenn Gott in der Welt immanent ist, in der Welt Wirkung entfaltet oder uns gegenwärtig sein kann, dann kann er nicht völlig separat von der Welt sein. Das ist ein theologisches Paradox. Ich habe nichts gegen Paradoxe. Im Gegenteil, ich finde es schön, wenn man erkennt, dass man einem gegenübersteht.
Das ist aber so. Die Immanenz Gottes in der Welt hebt den Unterschied, seine Transzendenz nicht auf. – Dieser Unterschied ist wichtig, gerade weil er als Schöpfer bekannt wird. Und weil es den Unterschied zu den heidnischen Göttern und zum Pantheismus bezeichnet. (schəma jisrael adonai elohenu adonai echad)
emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21
Man kann die Gottesbeweise nicht umkehren.
Doch kann man. Aber die Umkehrung ist genauso fruchtlos.
Ich glaube, Holuwir tut es. – Es ist ihm aber nicht bewusst.
emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21
[2] Wie du siehst, verwende ich den Begriff Welt anders. Wir könnten zum Beispiel etwas vage sagen: Die Welt ist alles, was uns begegnen kann. Und darin würde ich Gott, wenn es ihn gäbe, einschließen.
Dann haben wir aber das Problem, dass du „den christlichen Gott“ umdefinierst.
So kann man aber weder was belegen noch widerlegen, sondern nur aneinander vorbei reden.
Gott kam in die Welt, wurde sozusagen Welt, in dem Menschen Jesus (Inkarnation), so glauben die Christen: "9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10 Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf." (Johannes 1)
PS:
emery hat geschrieben: Montag 2. November 2020, 08:21
Ich halte im Geist der Aufklärung dagegen, dass jeder Mensch mit ausreichender Motivation und Anstrengung dazu kommen kann, sich zu allen Fragestellungen ein Urteil zu bilden, welches sie oder er auch in einer fachlichen Diskussion argumentativ verteidigen kann.
Das ist eine Illusion. Dagegen steht die Fähigkeit, der Faktor Zeit, der ständige Zuwachs an Wissen auf allen Gebieten u.v.m.
Aber unabhängig vom tatsächlichen Wissen urteilen Menschen ständig. Das hat sicher damit zu tun, dass wir uns orientieren wollen / müssen. – Geurteilt, orientiert, abgehakt. – Solche Urteile stehen dann der Erkenntnis im Wege.