Holuwir hat geschrieben: Dienstag 24. Dezember 2019, 16:53
Dies trifft nur auf die alte Kirche zu. Sie brauchte keine eigene Aussage, also keine Lehre, wie man die Schöpfungstexte der Bibel zu verstehen habe, denn diese sind selbsterklärend. Erst mit dem Aufkommen der Evolutionstheorie wurden sie in Frage gestellt.
Hier nun scheiden sich die Geister.
Vielleicht können wir uns hierauf einigen:
„die alte Kirche zu. Sie brauchte keine eigene Aussage, also keine Lehre, wie man die Schöpfungstexte der Bibel zu verstehen habe“
Grund: Es gab diesbezüglich keinen Konflikt.
Es gab, aber einen lang andauernden Konflikt um die Frage „Wer ist Gott“. Erst nach der Klärung dieser Frage, ist ein Konflikt über ein WIE der Schöpfung überhaupt denkbar.
Ich mache es exemplarisch an diesem Beispiel fest:
Markion oder Marcion (* 85 in Sinope in Pontus; † 160) war ein Irrlehrer des 2. Jahrhunderts und Vertreter eines "christlichen Gnostizismus".
Also, ohne die Schöpfungstexte.
Eine weitere Irrlehre von Markion war die christologische Irrlehre. Er wollte nicht annehmen, dass Christus wirklich Mensch geworden war. Für ihn war es unvorstellbar, dass Gott das "unreine" menschliche Fleisch erwählt hatte, um seinen Erlöser zu schicken.
http://www.kathpedia.com/index.php?title=Marcion
Die Schöpfung wurde nicht infrage gestellt, sondern negativ gestehen.
Die alte Kirche hat dies als Irrlehre angesehen. Markion wurde aus der Gemeinde von Rom ausgeschlossen.
Die Kirche lehrt, Gott wurde Mensch, nahm Fleisch an = Inkarnation. (Nicht mit Reinkarnation verwechseln, das ist was anderes.) – Das feiern wir zu Weihnachten.
Jahrhundertelang wurde darüber diskutiert „Wer ist Gott?“. Die Lehre der Dreifaltigkeit entwickelte sich. Weshalb wurde dieser Streit so erbittert geführt? Weil, nach Meinung der Kirche, daran unsere Erlösung hängt. Das sieht die Kirche noch immer so. Dreifaltigkeit ist daher das kirchliche Zentraldogma. Und im Glaubensbekenntnis wird gesagt: „Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“
Die Mitgliedskirchen des Ökumenischen Rates der Kirchen haben dieses Verständnis:
Wie gesagt, für die Kirche(n) ist das zentral, Du hingegen meinst:
Holuwir hat geschrieben: Dienstag 24. Dezember 2019, 16:53
Christel hat geschrieben:Wie gesagt, wichtig waren / sind der Kirche andere Fragen, wie "Wer ist Gott?", "Wer Ist Christus für uns?"', "Was ist mit dem Heiligen Geist?", denn daran hängt nach kirchlicher Ansicht die Erlösung.
Dies alles sind sekundäre Fragen, die erst entstehen, wenn aufgrund der Schöpfung erwiesen wäre, dass es diesen Gott überhaupt gibt.
Entschuldigung, dies war im Verlauf der Kirchengeschichte 2000 Jahre lang zentral. Nach kirchlichen Verständnis ist sie das bis heute.
Daher können Gemeinschaften wie die Zeugen Jehovas auch nicht Mitglied des ÖRK werden.
Holuwir hat geschrieben: Dienstag 24. Dezember 2019, 16:53
Gott ist eine Schlussfolgerung aus der Schöpfung.
Wieso? Markion nahm an, dass der Gott Jesus Christi nicht der Schöpfer ist. – Man kann an Gott festhalten ohne ihn als Schöpfer zu bekennen. Die zahlreichen heidnischen Götter waren ohnehin nicht alle Schöpfergötter. – Hätte sich das Christentum in gnostischer Variante durchgesetzt, wäre es ohne Schöpfer und ohne Bekenntnis zur Schöpfung ausgekommen.
Nun kommen wir zum 19. Jahrhundert und den Streit um die Evolutionstheorie.
Holuwir hat geschrieben: Dienstag 24. Dezember 2019, 16:53
Erst mit dem Aufkommen der Evolutionstheorie wurden sie in Frage gestellt.
Hier nun scheiden sich die Geister. Die Zeugen Jehovas lehnen sie ab, bekämpfen sie als Teufelswerk und verteidigen verbissen die Schöpfungstexte der Bibel. Die moderne Kirche hingegen akzeptiert die Evolutionstheorie in einem gewissen Maße und muss deshalb Schöpfung neu definieren, was sie dann aber nur verschwommen, in verschwurbelten Sätzen tut. Welche dieser beiden Richtungen als christlicher anzusehen ist, sollte eigentlich klar sein.
In wie fern muss die modere Kirche „Schöpfung“ neu definieren?
Schöpfung, das sind wir, der Himmel und die Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt… - Das Glaubensbekenntnis gilt nach wie vor. Nichts hat sich verändert. Nichts muss neu festgelegt werden.
Das „WIE“ der Schöpfung hat die Kirche nie festgelegt.
OK.
Wenn, es so wichtig wäre… Wo ist der Streit?
Müssten sich nicht die Kirchen aufgrund ihrer Stellung zur Evolutionstheorie gegenseitig die Rechtgläubigkeit absprechen? Müsste es innerhalb der Kirchen nicht deshalb zu Brüchen kommen?
Dass die Kirche streiten kann hat sie jahrhundertelang bewiesen. Weshalb passiert heute nicht ähnlich dramatisches, wie damals beim Streit um die Frage „Wer ist Gott?“, die Du als sekundär betrachtest?
Wenn an der Stellung zur Evolutionstheorie das Christentum hängen würde, dann müsste es doch jetzt krachen, oder? Neue Dogmen müssten auf gestellt werden… - Weshalb passiert nichts?
Ich kann es Dir sagen: Nämlich, weil es für das Christsein völlig irrelevant ist, WIE sich jemand den Ablauf der Schöpfung vorstellt.
Man kann die Schöpfungstexte „wörtlich“ verstehen, sinnbildlich… Man kann sie historisch-kritisch lesen oder fundamentalistisch, es ist egal… - Am Christsein ändert das nichts!