Holuwir schrieb:
…………es ist nicht die exakte Wissenschaft, die ich wiedergebe, sondern meine Erkenntnis, die ich für mich vor dem Hintergrund meines früheren Glaubens gewonnen habe. Richtige Wissenschaftler kümmern ja diese Beziehungen nicht. Sie erklären die Dinge in ihrer unmittelbaren Kausalbeziehung, nicht aber vor dem Hintergrund, dass Schöpfungsgläubige dies in ein ganz anderes Gesamtumfeld einbauen könnten. So komme ich zu Schlussfolgerungen, die ganz unüblich sind und als primitive Abrisse angesehen werden können. Sie enthalten keine Formeln oder Fachbegriffe, sondern sind ganz bewusst in einer einfachen, für hoffentlich jedermann verständlichen, Sprache verfasst.
Ich war ja früher auch einmal als „Kathole“ so ein Schöpfungsgläubiger und wäre durch Missionierung durch einen Arbeitskollegen fast in eine noch dümmere fundamentalistische und bibelhörige Sekte abgerutscht. Seitdem habe ich erst richtig angefangen mich gründlich mit Religion allgemein, und speziell mit dem Christentum zu beschäftigen.
Das Ergebnis war, dass ich total vom Gottesglauben abgefallen bin und spät, aber noch nicht zu spät in einem Alter von 56 Jahren auch ganz offiziell beim Amtsgericht aus der Kirche ausgetreten bin. Von daher habe ich auch viel Verständnis für deine Sichtweise.
Es ist ja auch schon bald 60 Jahre her dass ich die Schulbank gedrückt habe. Einiges Wissen ist da verlorengegangen und viele neue Erkenntnisse, welche vor 50 Jahren noch nicht bekannt waren, sind hinzugekommen. Von daher sind deine Informationen, ohne schwer verständliche mathematische Gleichungen und Formeln, für mich schon interessant. Viel Neues lese ich, heute bereits als Urgroßvater, auch täglich im Internet.
Alle erkennen Gott!? So nennt Christel dieses Thema
Christel schrieb:
Die Überschrift zum Thema hätte auch gut so lauten können:
„Wehe dem, der Gott nicht erkennt“
denn das ist das Hauptanliegen des Apostel Paulus in seinem Römerbrief, auf welchen sich Christel hier bezieht.
Auch im Neuen Testament, speziell in den Briefen des Apostel Paulus, finden sich fragwürdige Vorstellungen, inhumane und ethisch bedenkliche Vorstellungen und Passagen. Nur eine idealisierende Sicht und eine selektierende und tendenziöse Auswahl biblischer Stellen führen dazu, daß das Neue Testament in seiner eben auch vorhandenen rückständigen Weltsicht nicht oder nur unvollständig wahrgenommen wird. Ethisch fragwürdige Positionen finden sich auch in der Briefliteratur des Neuen Testaments, unter anderem auch bei Paulus. Auch Paulus, auf den im eigentlichen Sinn die Kirche gebaut ist (und nicht auf Petrus, wie es im Matthäusevangelium steht und wie die Katholische Kirche noch heute glaubt), erweist sich in vielen seiner Äußerungen als ein Kind seiner Zeit und deren Anschauungen.
Wie in den Evangelien finden wir hier ein Nebeneinander von Zuckerbrot und Peitsche. Auf der einen Seite Aufruf zu gegenseitiger Liebe und Verständnis, andererseits aber schwerste Schmähungen für alle diejenigen , die sich weigern, die neue Lehre von Christus anzunehmen. Oder sich auch nur erlauben, als Juden bei ihrem alten Glauben zu bleiben.
Auch bei Paulus finden wir das bekannte Schwarz-Weiß-Denken, und wenn man die Reichweite seiner Schriften und Theologie bedenkt, hat dieser Missstand später zu gravierenden Konsequenzen geführt.
Im Römerbrief „überführt“ Paulus zunächst die Ungläubigen, die Gott nicht erkennen, der Sünde. Dieser Unglaube ist unentschuldbar.
Paulus:
Der Zorn Gottes wird geoffenbart vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten, weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart. (Röm 1,18 – 19)
Nach Paulus kann also jeder Mensch durch eigene Bemühungen Gott erkennen. Wenn er Gott nicht erkennt ist dies ein Zeichen seiner Sünde. Es versteht sich von selbst, dass bei dieser Grundanschauung es auch bei Paulus keine Werte wie Toleranz oder die Respektierung von Andersgläubigen gibt. Und so finden sich neben positiven Passagen in seinen Briefen auch viele Hasstiraden gegen Andersgläubige. Es wurde in der altchristlichen Literatur und bei den Kirchenvätern später geradezu üblich, den Andersgläubigen alle möglichen sittlichen Verfehlungen pauschal zuzuweisen und alle Schlechtigkeiten auf ihnen zu vereinigen.
Paulus:
Und wie sie (die Ungläubigen) es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie dahingegeben in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht geziemt: erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit, voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke, Ohrenbläser, Verleumder, Gottesverhasste, Gewalttäter, Hochmütige, Prahler, Erfinder böser Dinge, den Eltern Ungehorsame, Unverständige, Treulose, ohne natürliche Liebe, Unbarmherzige. Obwohl sie Gottes Rechtsforderung erkennen , dass, die solches tun, des Todes würdig sind, üben sie es nicht allein aus, sondern haben auch Wohlgefallen an denen , die es tun. (Röm 1,28-32)
Der Psychologe Buggle schreibt dazu:
„Wir haben hier eines der zahlreichen Beispiele undifferenzierter Schwarzweißmalerei und Verteufelung gegenüber Außengruppen, wie es weniger entwickelte, unreife psychische Strukturen generell kennzeichnet (….).“
(Franz Buggle, Denn sie wissen nicht was sie glauben S. 85)
Auch für Paulus ist es unstrittig, dass die derart Abqualifizierten das Gericht zu erwarten haben, dass ihnen ewiges Verderben droht; auch sie enden im flammenden Feuer der Hölle. Es ist erschütternd zu sehen, dass auch bei Paulus, der mit seiner Lehre von der Rechtfertigung allein aus dem Glauben einen theologischen Entwurf vorgelegt hat, der durchaus bemerkenswert ist, das Bedürfnis zu richten (das selbstverständlich nicht sein Bedürfnis ist, sondern das unterstellte Bedürfnis Gottes) so ausgeprägt ist, dass es seine eigene Gnadenlehre konterkariert.
Paulus:
Dann übt er Vergeltung an denen, die Gott nicht kennen, und dem Evangelium Jesu, unseres Herrn, nicht gehorchen (….), mit ewigem Verderben werden sie bestraft (2. Thess 1,7-9)
Es spielt keine Rolle, dass es sich beim zweiten Thessalonicherbrief nach fast übereinstimmender Meinung der Forschung gar nicht um einen echten Paulusbrief handelt, sondern um eine Fälschung. Das Gericht ist auf alle Fälle einer seiner theologischen Topoi. Unverblümt äußert er sich im ersten Brief an die Korinther:
Paulus:
Wer den Herrn nicht liebt, der sei verflucht. (1. Kor 16,22)
Quelle: Heinz-Werner Kubitza, „Der Jesuswahn“
„Seit den neutestamentlichen Wundergeschichten hat sich das Christentum bis heute immer mehr zu einem Wunderglauben entwickelt, hat sich in immer sonderbareren Kuriositäten und Abstrusitäten entfaltet und verflüchtigt. Und diese sind so sehr das Maß christlichen Glaubensverständnisses geworden, dass einer, der heute an nichts anderes glauben will als an Jesus und dessen Auferstehung in den Augen der Kirche ein Ketzer ist.“
Uta Ranke-Heinemann
„Glaube ist die Kapitulation des Geistes; er ist die Kapitulation der Vernunft, ist die Kapitulation des einzigen, was uns von den anderen Säugetieren unterscheidet. Es ist unser Bedürfnis zu glauben, und unseren Skeptizismus und unsere Vernunft kapitulieren zu lassen, unsere Sehnsucht das abzuwerfen und all unser Vertrauen oder unseren Glauben in jemanden oder etwas zu legen, worin für mich das Böse liegt. Unter allen vermeintlichen Tugenden muss der Glaube die am meisten überschätzte sein“.
Christopher Hitchen
Noch einmal:
Ein Gott, welcher nur in unserem Gehirn existiert, ist nicht erkennbar:
http://www.eichsfeldforum.de/viewtopic. ... a4250fb2d1
http://scilogs.spektrum.de/wirklichkeit ... theologie/
Der Apostel Paulus konnte das allerdings nicht wissen. Was er schreibt spiegelt den Wissensstand der Menschen von vor zweitausend Jahren wieder.

Für Gläubige wird diese Erkenntnis aber kein Glaubenshindernis sein, denn:
http://www.eichsfeldforum.de/viewtopic. ... b5940bbded
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)