Hier irrst Du.Holuwir hat geschrieben: Freitag 17. März 2017, 21:05 Du siehst doch, dass es funktioniert, brauchst es also nicht mehr zu glauben. Glauben setzt erst dann ein, wenn eine Sache eben nicht eindeutig erwiesen ist, wenn sie nicht vorgeführt werden kann und es nicht plausibel erscheint, wie sie funktionieren soll. Dann fragen wir unwillkürlich nach dem Wie, um zu entscheiden, ob wir ein Dass für möglich halten können.
Es ist genau umgekehrt. Weil Du siehst, dass es funktioniert, deshalb glaubst Du daran.
Es gibt Menschen, die sehen, dass es funktioniert. Es hilft auch keine Erklärung, wie es funktioniert, die steigen in kein Flugzeug. Denen fehlt einfach der Glaube. Sie können das Vertrauen (den Glauben) nicht aufbringen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Glauben an Gott. Für mich „funktioniert er“, er bereichert… mich, deshalb bleibe Ich dabei. Andere haben dieser Erfahrung nicht gemacht. Ihnen fehlt dieses Erfahrungswissen mit dem Gottesglauben entweder ganz oder sie haben ihn negativ erfahren, deshalb wollen sie damit nichts zu tun haben.
Das trifft auf jeden Fall auf die Schöpfung zu, die Welt in der wir leben. Dass Sonne Mond und Sterne existieren, sehen wir mir bloßen Auge. Das „DASS“ impliziert nicht mal die Frage nach dem „WIE“. Man muss nicht nach dem „WIE“ fragen, um festzustellen, „Dass“ es existiert.Christel hat geschrieben:Die Unkenntnis des WIE, entscheidet nicht über das DASS.
Auf des „WIE“ kam es auch den „Bibelschreibern“ nicht an, ansonsten hätten sich nicht ganz unterschiedliche, sich widersprechende Schöpfungstexte an den Anfang der Bibel gesetzt. Texte, die fundamentalistische Kreise heute mühsam miteinander harmonisieren, damit sie ihre eigenen Gedanken dort hineininterpretieren können.
Eben nicht! Der Gegenstand von Gedichten, die die Natur beschreiben ist eindeutig die Natur.Holuwir hat geschrieben: Freitag 17. März 2017, 21:05Das hängt ganz vom betrachteten Gegenstand ab. Da Glaube und Naturwissenschaft Aussagen zum gleichen Gegenstand, eben der Entstehung der Welt, der Natur, machen, stehen sie sehr wohl in Konkurrenz zueinander. Der Inhalt einer Aussage ist nicht der Methode geschuldet, wie man zu ihr gelangt ist.Christel hat geschrieben:... und tritt daher mit dieser auch nicht in Konkurrenz.
Der Gegenstand der Naturwissenschaft ist ebenfalls die Natur. Dennoch tritt nicht ein Gedicht in Konkurrenz mit der Naturwissenschaft.
Oder nehmen wir die Musik:
Musik lässt sich mathematisch beschreiben.
Eine andere Beschreibung der Musik liefert die Physik.
Musik lässt sich auch untersuchen in ihrer Wirkung auf das Gehirn.
Die Beschreibungen desselben Gegenstandes „Musik“ konkurrieren nicht miteinander, sondern ergänzen sich. Dennoch reicht keine dieser Beschreibungen aus, um zu völlig erfassen, was Musik ist.
Dann gibt es noch Religion als Grund wissenschaftlicher Forschung:
Ich entnehme es dem Link, welchen uns Atheisius freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat:
https://gedankenfrei.files.wordpress.co ... nstein.pdf
Für unser Thema ist dabei nicht wichtig, wie Einstein zu anderen Religionen stand. Unwichtig ist, dass er aufgrund seines deterministischen Denkens eine „soziale bzw. moralische Religion“ (Seite 437/17) ablehnte und aufgrund eben dieses Denkens Probleme der Quantenphysik hatte.
In unserem Thema „Alle erkennen Gott!?“ ist nur interessant, dass Einstein Gott in der Natur erkannte.
Einstein nennet es die „dritte Stufe religiösen Erlebens“ ab Seite 435/16 ff.:
Bei allen aber gibt es noch eine dritte Stufe religiösen Erlebens, wenn auch nur selten in reiner Ausprägung; ich will sie als kosmische Religiosität bezeichnen.
Ansätze zur kosmischen Religiosität finden sich bereits auf früher Entwicklungsstufe, z.B. in manchen Psalmen Davids sowie bei einigen Propheten.
So kommt es, daß wir gerade unter den Häretikern aller Zeiten Menschen finden, die von dieser höchsten Religiosität erfüllt waren und ihren Zeitgenossen oft als Atheisten erschienen, manchmal auch als Heilige. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, stehen Männer wie Demokrit, Franziskus von Assisi und Spinoza einander nahe.
Es scheint mir, daß es die wichtigste Funktion der Kunst und der Wissenschaft ist, dies Gefühl unter den Empfänglichen zu erwecken und lebendig zu erhalten. So kommen wir zu einer Auffassung von der Beziehung der Wissenschaft zur Religion, die recht verschieden ist von der üblichen. Man ist nämlich nach der historischen Betrachtung geneigt, Wissenschaft und Religion als unversöhnliche Antagonisten zu halten
Andererseits aber behaupte ich, daß die kosmische Religiosität die Stärkste und edelste Triebfeder wissenschaftlicher Forschung ist. Nur wer die ungeheuren Anstrengungen und vor allem die Hingabe ermessen kann, ohne welche bahnbrechende wissenschaftliche Gedankenschöpfungen nicht zustande kommen können, vermag die Stärke des Gefühls zu ermessen, aus dem allein solche dem unmittelbar praktischen Leben abgewandte Arbeit erwachsen kann. Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht nach dem Begreifen wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt geoffenbarten Vernunft mußte in Kepler und Newton lebendig sein, daß sie den Mechanismus der Himmelsmechanik in der einsamen Arbeit vieler Jahre entwirren konnten!
Weiter auf Seite 748/171 ist zu lesen:Nur wer sein Leben ähnlichen Zielen hingegeben hat, besitzt eine lebendige Vorstellung davon, was diese Menschen beseelt und ihnen die Kraft gegeben hat, trotz unzähliger Mißerfolge dem Ziel treu zu bleiben. Es ist die kosmische Religiosität, die solche Kräfte spendet. Ein Zeitgenosse hat nicht mit Unrecht gesagt, daß die ernsthaften Forscher in unserer im allgemeinen materialistisch eingestellten Zeit die einzigen tief religiösen Menschen seien.
Holuwir, Du führst die Natur und ihre Gesetzmäßigkeiten gegen Gott an. Für Einstein sind dies ganz im Gegenteil, Indizien für Gott. Etwas, was Einstein ganz erfüllt und zur Forschung antreibt.Es ist gewiß, daß eine mit religiösem Gefühl verwandte Überzeugung von der Vernunft bzw. Begreiflichkeit der Welt aller feineren wissenschaftlichen Arbeit zugrunde liegt.
3. Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff; man kann ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als »pantheistisch« (Spinoza) bezeichnen.
Oder ich wiederhole:
Religion ist hier nicht Konkurrenz, sondern im Gegenteil als Grund und Triebkraft wissenschaftlicher Forschung.Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht nach dem Begreifen wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt geoffenbarten Vernunft mußte in Kepler und Newton lebendig sein, daß sie den Mechanismus der Himmelsmechanik in der einsamen Arbeit vieler Jahre entwirren konnten!