Christel hat geschrieben:Sag mal Holuwir, Du bist doch nicht erst nach Deinem Ausstieg bei den Zeugen Jehovas zur Schule gegangen. Du warst Zeuge Jehova, also auch Verkündiger, Zeuge für JHWH (Gott) und dies mit Schulbildung. Du wusstest als Zeuge Jehova von H2O, von Atomen und Gebirgen.
Weshalb schloss dieses Wissen damals Gott nicht aus, aber jetzt schon?
Als kleines Kind hab ich noch an den Weihnachtsmann geglaubt und irgendwann habe ich gemerkt (oder hat man es mir sogar gesagt?), dass da was nicht stimmt. Das mit der Entstehung der Welt ist aber doch ein wenig komplexer.

Zumal von seiten der Zeugen Jehovas auch immer wieder Zweifel gesät werden, ob Wissenschaftler das alles richtig erfassen und ob sie nicht Gott gegenüber voreingenommen seien und sich auch aus ideologischen Gründen gegen ihn stellten. Der Glauben an Gott war durch meine ganze Erziehung so tief in meinem Innern verankert, dass ich mich noch bis vor wenigen Jahren gescheut habe, diesen Glauben ernsthaft in Frage zu stellen.
So habe ich viele Jahre lang eine Art Doppeldenk aufrechterhalten, wie es Orwell in seinem "1984" beschreibt, "die Fähigkeit, in seinem Denken zwei widersprüchliche Überzeugungen aufrechtzuerhalten und beide zu akzeptieren."
Weiter aus Wikipedia: "Das schließt mit ein: Absichtlich Lügen zu erzählen und aufrichtig an sie zu glauben; jede beliebige Tatsache zu vergessen, die unbequem geworden ist, und dann, falls es wieder nötig ist, sie aus der Vergessenheit zurückzuholen; so lange wie nötig die Existenz einer objektiven Realität zu leugnen und gleichzeitig die Realität zu akzeptieren, die man verleugnet."
https://de.wikipedia.org/wiki/Doppeldenk
Wie einseitig unser Denken oft ist, zeigt auch die Tatsache, dass wir unwillkürlich an Tschernobyl und Hiroschima denken, wenn von Atomen die Rede ist, obwohl jeder von uns selbst zu 100% aus einer unvorstellbar großen Anzahl von Atomen besteht
(ca. 7 000 000 000 000 000 000 000 000 000), während in einem Atomkraftwerk oder der Atombombe sich nur ganz bestimmte, sehr schwere Atome in leichtere aufspalten. Durch den damit einhergehenden Masseverlust wird dann, wie beabsichtigt, Energie freigesetzt. Aber mit den Vorgängen in AKWs sind wir ganz nahe an der Basis aller Materie, nämlich dort wo sich Materie in Energie verwandelt und umgekehrt. Alle Materie stammt aus Energie. Im Urknall hat sich 5% der ursprünglichen Energie in unsere sichtbare Materie in Form von Wasserstoff und Helium verwandelt, aus der dann im Laufe der Zeit die 96 Atomarten hervorgegangen sind, die heute auf der Erde vorkommen, von denen aber nur wenige für Lebewesen von Bedeutung sind. Aber dazu später.
Jetzt möchte ich erst noch einmal vertiefen, woher die Kräfte stammen, die z. B. die Berge entstehen ließen. Natürlich wird niemand die Bildung der Berge mit der Wechselwirkung der Atome erklären. Hier stehen stattdessen die makroskopischen, direkt beobachtbaren Prozesse im Vordergrund. Auf diese muss man sich dabei beschränken, um sich nicht im Uferlosen zu verlieren. Andersherum darf die Wechselwirkung der Atome auch niemand ignorieren, denn diese verursacht die Kräfte, die hinter allem stehen. Als diese noch nicht bekannt waren, hat man einfach Gott hinter geologischen Erscheinungen, wie Erdbeben oder Vulkanausbrüchen vermutet - und nicht nur hinter diesen.
Gebirge entstehen vor allem durch die Plattentektonik. Erdplatten verschieben sich, drücken gegeneinander und falten sich dadurch an den Druckkanten auf. Das sind aus menschlicher Sicht sehr langsame Vorgänge, aber sie finden unentwegt statt. Große, "junge" Gebige, wie Alpen oder Himalaya, wachsen nach wie vor. Warum aber wandern Erdplatten? Dafür hat man heute die Erklärung, dass im Erdinnern ständig schwere Atome zerfallen und damit Energie in Form von Wärme freisetzen. Das ist ein ähnlicher Prozess wie in unseren Atomkraftwerken. Diese Wärme hält die Materie im Erdinnern flüssig. In besonders heißen Bereichen nehmen die Atome aufgrund ihrer stärkeren Schwingungen mehr Raum ein. Die Materie wird also leichter und steigt nach oben, während kühlere, schwerere absinkt. Diese Wallungen treiben die darauf schwimmenden Erdplatten an und liefern die Kraft zur Auffaltung von Gebirgen.
Welche Beispiele wir auch immer betrachten, alle Prozesse, nicht nur auf der Erde, sondern im ganzen Universum, werden von einer oder mehreren der vier Grundkäfte der Physik initiiert und am Laufen gehalten. Wo immer wir einen Anfang setzen, es sind die Wechselwirkungen der Atome bzw. der Elementarteilchen, aus denen diese bestehen, die die Ursache bilden. Und auch dahinter stehen wieder Ursachen, physikalische Ursachen. Nur die Ursache für den Urknall, die kennt heute niemand. Hier einen Gott anzunehmen, das wäre allerdings nicht der Gott, den die Religionen propagieren.